Malaysia: noch immer auf Pulau Tenggol...
Freitag,
18.08.00/123. Weltreise-Tag:
Unser vergangene
Woche ins Auge gefasster und Aziz voreilig mitgeteilter Abreisetermin
verzögert
sich: Der Film, den
MArtin "Hand, PC & Kamera gegen Koje" über einen Tag im Tenggol Aqua Resort dreht, ist wegen der wenigen
nutzbaren Stromstunden noch nicht fertig.
Aziz hat unser Chalet aber bis einschließlich Montag bereits anderweitig
vermietet. Da auch in Aqua kein Bungalow über mehrere Tage hinweg frei
ist, wechseln wir während der kommenden Tage mehrfach
unsere Unterkunft. Heute ziehen wir “superior” in Nr.15 ein. Es ist ein
klimatisierbarer 3-4 Bett-Bungalow auf Stelzen mit Sea-View, Veranda,
Dusche und WC und unsere bislang luxuriöseste (aber billigste) Unterkunft.
Wir genießen die Aussicht von der Terrasse aufs Meer und duschen erstmals
seit Bangkok mit warmem Wasser.
Es sind wieder viele passionierte Taucher, aber nur zum Teil mit eigenem
Equipment
angekommen. Weil Ausrüstung knapp wird, bleibt Astrid an Land. Ausgerechnet
heute sehen wir bei Amazing Grace einen etwa 5m großen Baby-
Whaleshark.
Arme Astrid.
Am Nachmittag reißt sich MArtin beim Toben mit den „Banditos“ den halben
Nagel der vierten Fußzehe links an einem Felsen ab. Die gesamte Zehe schwillt
livide an, wahrscheinlich ist sie angebrochen. Mehrere Lagen „Opsite“-
Verbandspray schützen zuverlässig und wasserdicht vor Verunreinigung
und Infektion der Wunde.
Samstag,
19.08.00/124. Weltreise-Tag:
Obwohl in Malaysia vielerorts die 6-Tage-Woche herrscht und im
Osten der Freitag der eigentliche Ruhetag ist, gehören Samstag und Sonntag
doch oft zum verlängerten Wochenende. Diese Tage werden häufig von offiziellen/
staatlichen Institutionen zu Dienstreisen in entsprechend angenehmem Ambiente
wie Tenggol Aqua Resort genutzt.
Heute kommt eine zehnköpfige Filmcrew des Ministeriums für Kultur, Künste
und Tourismus auf die Insel. Der überwiegende Teil der
Aufnahmen
auf Tenggol dreht sich ums Tauchen. Es herrscht Prospekt- und optimales
Filmwetter. Die Sonne brennt am wolkenlosen Himmel, die Farbe des Wasser
wechselt von smaragdgrün in Strandnähe zu königsblau in der Ferne; einzelne
weiße Schaumkronen in der Ferne versprechen mehr als nur eine interessante
Bootsfahrt.
Zwei Fernsehkameras werden auf massiven Stativen am Strand aufgebaut.
Werbeträchtig filmen sie, wie sich 12 Taucher in neonfarbener Montur
über den Strand zum Tauchboot begeben. MArtin kann sich trotz seiner Wunde
das Tauchen nicht verkneifen und humpelt hinterher. „Jetzt wird's ein
Film über Invalidensport in Malaysia“ witzelt er.
Nachdem das Filmteam die Kameras am Strand ab- und auf dem großen Speedboat
wieder aufgebaut haben, legt das Tauchboot ab. Es geht wieder nach Tanjung
Api.
Das Speedboat fährt mit laufenden Kameras parallel zum Tauchboot. Intelligent,
wie sie sind, folgen heute auch erstmals 2 Delphine unserem Tauchboot.
Den Einstieg ins Wasser filmt es noch, aber von Tanjung Api selbst bekommt
das Kamerateam nichts mit.
Wieder geht es wie auf einer Achterbahn mal
mit zunehmendem Tempo durch Felsschluchten hindurch, dann wieder wiegt
eine sanftere Strömung die Taucher sanft hin und her.
Mal
signalisieren zunehmender Ohrdruck oder nach unten wirbelnde Bläschen
eine Abwärtsströmung, dann wieder droht es einen hinter dem nächsten Felsen
fort- und hoch zu reißen. Wer sich seines Könnens sicher ist, genießt
das Tauchen hier; man kann nicht nur mit der Strömung spielen ("playing
with the current"), sondern auch eine selten gesehene Vielfalt von
Fischen, Korallen, bunten Nacktschnecken und Flachwürmern bestaunen. Und
bei Gezeitenwechsel sorgt eine starke Strömung, positiv oder negativ
für einen bleibenden Eindruck. Das spiegelt sich auch heute auf den
Gesichtern der Taucher wider.
Nach dem Lunch und einer kurzen Pause rückt das Filmteam wieder ab.
Am Abend zeigt MArtin erstmals Zusammenschnitte seines Films über Tenggol,
der, obwohl noch lange nicht fertig, weitaus mehr über diese Insel sagt,
als es ein Kamerateam in der Kürze seiner Zeit erfassen könnte...
Sonntag,
20.08.00/125. Weltreise-Tag:
Heute Nacht öffnet der Himmel alle Schleusen. Für europäische
Verhältnisse
unvorstellbare
Wassermassen prasseln mit lautem Getöse auf das Dach unseres heute bezogenen
Bungalows.
Sturzbachartig bahnt sich Wasser seinen Weg und schwemmt den
Lehm der kleinen Trampelpfade mit sich fort. Es höhlt das darunter liegende
Wurzelgeflecht zu perfekten Fußangeln
aus. Der unvermittelt aufbrausende Sturm lässt Äste brechen, reißt an
den Fensterläden.
Was nicht solide befestigt ist, fliegt durch die Gegend.
Durch das geöffnete Fenster sehen wir sekundenlang im Firmament stehende
Blitze. Sie tauchen die gesamte Bucht einschließlich der in ihr ankernden
Fischerboote in ein gespenstisch
blau- weißes Licht. Jeden
Moment erwarten wir einen Einschlag, denn der alles erschütternde Donner
folgt den Blitzen unmittelbar.
Immer wieder erzittert die Erde wie bei
einem Erdbeben, unsere Betten vibrieren.
Um 10 Uhr klopft Jamil an die Tür - wir müssen in Nr. 6, in die schlichteste
Bungalow
version des Resorts umziehen. Er ist kleiner, ebenerdig
gebaut, hat aber eine ähnlich schöne Aussicht.
Als wir frühstücken, regnet es noch immer Bindfäden. Was soll man da schon
machen, außer Tauchen? In der Hoffnung auf einen
sonnigeren Empfang nach dem Auftauchen fahren wir mit 4 Japanern, Camilla
und Rogil nach Tokong Timor, Astrids Lieblingstauchplatz.
Diese mitten aus dem Wasser herausragende Felsformation
ist von tausenden Möven bevölkert, die unser Nahen krächzend missbilligen.
Ihr gleichmäßig über den gesamten Fels verteilter weißer Kot sieht von
Ferne wie Neuschnee aus.
Die Wasseroberfläche ist noch vom nächtlichen Sturm sehr aufgewühlt, also
Negativ-Entry und entlang des Riffs abtauchen.
Kaum ist Astrid im Wasser,
sinkt sie wie ein Stein. Ihre Versuche, Luft in das von Rogil ausgeliehene
BCD zu pumpen scheitern kläglich, weil die „low- pressure- inflator- hose“
leckt. Dabei war beim Body- Check doch noch alles ok? Ihren Gewichtsgurt
will sie nicht abwerfen, in knapp 32 Metern Tiefe „dotzt“ sie schließlich
auf den Meeresgrund.
Die Strömung ist so stark, dass wir jede Gelegenheit nutzen, um uns irgendwo
festzuhalten. Ohne Handschuhe ist das ein verletzungsträchtiges Unterfangen.
Wenige Zentimeter über dem Meeresboden zieht ein ca. 2,5m großer Schwarzspitzen-
Hai mit kraftvollen Flossenschlägen majestätisch entlang. Wir folgen ihm
mit unseren Blicken. In den wenigen Beobachtungssekunden treiben wir weiter
vom Riff ab.
Die Gruppe zerfällt in ihre Buddyteams. Alle kämpfen gegen
die Strömung an, weil sie nocht nicht ins Big Blue abtreiben wollen.
Wir sind ganz schön außer Atem, Astrids
Finimeter
zeigt nur noch 70 Bar und wir befinden uns immer noch in 26 Metern Tiefe.
Wir geben den Kampf auf, gegen die Strömung zum Riff zurückkehren zu wollen.
Einander festhaltend überlassen wir uns der Strömung, die uns innerhalb
von Sekunden ins undurchdringliche Blau des Meeres hinausführt. Jegliches
Gefühl für Höhe und Entfernung geht verloren. Zum Glück tragen wir
unsere vorgestern neu erstandenen Tauchcomputer am Handgelenk. Nach wie
vor hält Astrids BCD die Luft nicht, so dass sie kontinuierlich aufwärts
kicken muss. Erst jetzt bemerkt sie die zwei zusätzlichen Gewichte in
den Seitentaschen von Rogils BCD.
Sie hat ihr Equipment nicht sorgfältig
genug gecheckt. Nachdem sie die Gewichte MArtin gegeben hat, fällt
der Aufstieg leichter.
Soweit die Augen reichen, umgibt uns nur einförmiges Blau.
Auf 5m Tiefe legen wir unseren Sicherheitsstopp ein, dann tauchen wir
auf.
Huch, wir sind fast einen Kilometer vom Riff weggetrieben worden! Ganz
in der Ferne sehen wir gelegentlich das Motorboot teilweise zwischen den
Wellenbergen auftauchen.
Wir sind überrascht, als keine 5m von uns entfernt auch
das
japanische Pärchen Yuji und Yoshimi auftauchen. Unter Wasser hatten
wir sie gar nicht in unserer Nähe bemerkt.
Wie unter Japanern üblich, sind sie perfekt ausgerüstet
und blasen die mitgebrachte wurstförmige, 2m lange orangefarbene Taucherboje
auf. Ihr Ende sollte soweit aus den Wellen ragen, dass uns Rogil vom Boot
aus erkennen kann.
Aber erst als Astrid mit der druckluftbetriebenen Pfeife
an ihrem BCD einen gellende Pfiffe fabriziert, bemerkt
uns Rogil, kommt mit dem Boot und fischt uns aus dem Wasser.
Der Rest des Tages und des Abends geht mit Arbeit drauf.
Montag,
21.08.00/126. Weltreise-Tag:
Gemeinsam ausschlafen...bis wir die Stimmen der vermeintlichen
Neuankömmlinge vor unserem Fenster hören. Denn auch heute müssen wir ein
letztes Mal umziehen, bevor wir wieder unser Chalet im
Dschungel beziehen können. In Windeseile haben wir unsere wenigen Habseligkeiten,
die wir für diese Nacht gebraucht haben,
zusammengesucht und verstaut, das Moskitonetz abgebaut und den Schlafsack,
den wir als Unterlage benutzt haben, zusammengerollt. Schnell noch das
Bett glatt ziehen, das Bad ausspritzen, Spiegel, Waschbecken und Toilette
reinigen, Fußboden kehren und wischen...
Nr. 6 ist wieder
bezugsbereit.
Als wir das Restaurant erreichen, kommen die neuen Gäste gerade erst an.
Bereits an den (wie üblich vor dem Restaurant abgestellten) hochwertigen
Schuhen können wir erkennen, dass es sich um besondere Gäste handeln muss.
Und tatsächlich: Es sind Regierungsangestellte,
die sich zu einem Arbeitsmeeting mit Meerespanorama im Restaurant vom
Aqua Resort treffen.
Das Resort ist ausgebucht.
Während Ela und Astrid etliche Bungalows vorbereiten, bemüht sich MArtin,
das schöne Wetter für weitere Filmszenen zu nutzen. Es bleibt
Einiges zu drehen und unserem neusten Zeitplan gemäß
wollen wir in vier Tagen abreisen.
Dienstag,
22.08.00/127. Weltreise-Tag:
Diese Nacht verbringen wir im Kerzenschein auf einer breiten Matratze
im Klassenzimmer der Tauchschule... sehr romantisch.
Gegen 7 Uhr schallt aus unmittelbarer Nachbarschaft Heavy Metal durch
die schlichte Holzwand. Geräuschvolles Stühle Rücken, Fegen, Aufräumen...
der Boden knarrt und vibriert bei jedem Schritt. Unsere Geräuschtoleranz
und Schlafgewohnheiten
sind in den letzten 4 Monaten glücklicherweise so „asiatisch“ geworden,
dass uns kaum noch etwas aus der Ruhe bringen kann.
Divesite “Tokong Laut“ steht
zum wiederholten
Mal
auf dem Morgen- Tauchplan.
Seit Rogil den dort regelmäßig in einer Höhle
liegenden 2m großen Ammenhai entdeckt hat, will jeder dort tauchen. MArtin
ist müde, hat keine Lust mitzugehen.... Also sind wir lediglich zu sechst:
Rogil, Dollah, Holly, Yuji und Yoshimi sowie Astrid. Das Wasser ist mit
seinen bis zu 2 Meter hohen Wellen mehr als "rough", Rogil prophezeit
starke Strömung. Sie ist tatsächlich ähnlich stark wie gestern bei Tokong
Timor. Astrid braucht auf keinen Anfänger aufzupassen, ihr Buddy ist Tauchlehrer
Dollah.
Auch
Yuji und Yoshimi sind ein eingespieltes begeistertes Open- Water- Vieltaucher-
Team mit über hundert Tauchgängen Erfahrung.
Ähnlich
wie MArtin früher hatten sie es trotz mannigfaltiger Tauchroutine nie
für nötig befunden, ihre PADI- Taucherkarrierenleiter über den Open- Water-
Schein hinaus zu erklimmen.
Wegen der starken Strömung kommt Yuji kaum dazu, seine digitale Unterwasserkamera
einzusetzen. Wenigstens kann er den Hai in seiner Höhle fotografieren.
Die im Tagebuch abgebildeten Unterwasserphotos stammen übrigens fast ausschließlich
von Yuji.
Thank you for the UW- Pics, Yuji !
Mittwoch, 23.08.00/128. Weltreise-Tag:
Heute beziehen wir unser Chalet im Dschungel ein
zweites
Mal, es ist wie eine Heimkehr. Billig im Tenggol Resort wohnen und mit
der Tauchschule des teureren Aqua Resorts Tauchen heißt, jeweils das
beste aus Tenggols zwei Welten zu ziehen.
Hier auf dem
Hügel
ist das permanente Zirpen der Grillen und die vielfältigen stets präsenten
Dschungelgeräusche
viel lauter als am Strand bei Aqua. Unsere Hausmaus knabbert vor lauter
Wiedersehensfreude
MArtins Zigaretten an.
Außerdem kommt heute unerwartet Barbara wieder. Sie hat ihren Flug nach
Dänemark um eine weitere Woche verschoben und „arbeitet“ wieder als DM
bei Steffen. Wie beruhigend, dass wir nicht die Einzigen sind, deren Zeitpläne
sich oft und unerwartet modifizieren.
Donnerstag,
24.08.00/129. Weltreise-Tag:
Kurz vorm Schlafen erleben wir am Strand eine Schildkröte bei
der
Eiablage.
Um ca. 4 Uhr morgens tobt auf unserem Dach ein Zweikampf. Unklar ist,
wer die beiden Gegner sind. Die Lautstärke lässt allerdings darauf schließen,
dass zumindest einer der beiden Gegner ein größeres Tier als eines der
vielen Eichhörnchen ist. Dem Fauchen, Zischen, Schreien und Gerenne auf
dem Wellblechdach (das natürlich alles noch dramatischer erscheinen lässt)
nach zu urteilen, könnten es Affe und Schlange sein...aber das sind pure
Ausgestaltungen unserer Phantasie. Das Ende des Kampfes wird jedoch durch
einen Schatten gekennzeichnet, der sich mit einem Riesensatz an unserem
Fenster vorbei aus dem Staub macht. Das noch kurzzeitig fortbestehende
leise Geraschel über uns deutet darauf hin, dass sich die potentielle
Beute erfolgreich gewehrt oder der potentielle Angreifer unverrichteter
Dinge aufgegeben hat.
Wir schlafen lange und verpassen zwei Morgentauchgänge. Als wir das Aqua
Resort erreichen, bleibt für Astrid nicht mehr viel zu tun. Also
auf zum Tauchen nach Tokong Laut. Es herrscht Bilderbuchwetter
mit strahlendem Sonnenschein, Wellengang, unter Wasser jedoch keine
Strömung.
Die schlechte Sicht veranlasst Rogil, eine andere Route zu wählen als
sonst.
Wir
schwimmen eine Runde über "sandy bottom", ohne allerdings
auf einen Hai oder auf einen Rochen zu treffen, danach ändern wir die
gewohnte Richtung, halten uns südlich. Da Yuji ausgiebig fotografiert,
bleibt für
jeden von uns ausreichend Zeit, auch einmal das, was jeden einzelnen
ganz speziell am Unterwasser- Mikrokosmos interessiert, in ausreichender
Ruhe
zu betrachten. Die ganze Korallenvielfalt, die wie ein Unterwassergarten
wirkt; dazwischen Nudibranches in allen möglichen Farben und Formen
sowie kleinste Fische wie Anemonen- oder die kleinen grünlichen Lizzardfische
mit ihrem zahnreichen breiten Maul. Das "Dynamic Buddy-System"
bewährt sich am ehesten, interessiert sich doch nicht jeder gleich lang
für die gleichen "Sehenswürdigkeiten".
Doch
egal wie viel Zeit wir uns auch nehmen, unser Fotograf benötigt offensichtlich
immer noch ein bisschen länger.
Face to face, ganz nah und mit perfektem
Gefühl für Strömung, Objektverhalten und Bouyancy werden Tieraufnahmen
am schönsten...
Nach einem Swim- Through haben wir plötzlich Yuji
verloren und können ihn auch nach einminütiger Suche nicht wiederfinden.
Vermutlich hängt er irgendwo völlig in eine Aufnahme versunken und
hat noch nicht einmal bemerkt, dass er ohne jeglichen Buddy ist.
Sorgen machen wir uns
keine, dennoch beenden wir unseren Tauchgang lehrbuchmäßig, allerdings
mit 3minütigen Sicherheitsstopp.
Kaum sind wir ins Boot geklettert, taucht auch Yuji auf.
Bevor MArtin sich am Abend zur Filmarbeit zurückzieht, betrachten wir
gemeinsam Yujis Fotos und können gut verstehen, dass er alles um sich
herum vergessen hatte.
Freitag,
25.08.00/130. Weltreise-Tag:
Und wieder ist es ein geschäftiges Wochenende. Diesmal sind 12
Taucher gleichzeitig im Aqua Resort, nahezu sämtliches Equipment
im Gebrauch. Da beide Motorboote nicht einsatzbereit sind, muss das
große
weiße
Holzboot von Aqua herhalten und alle Taucher
fahren gemeinsam zur gleichen
Dive-Site
Tokong Timor mit. Wir beide wollen die Gelegenheit zu
einem ausgiebigen Sonnenbad auf dem Dach des Bootes nutzen.
Die Wellen
sind aber so hoch, dass der Kutter hin- und hergeworfen wird. Hier auf
dem Dach finden wir kaum Halt. Außerdem liegt unter der rissigen Teerpappe
des Daches ein hauchfeines Glasfasergeflecht. Ohne es zunächst zu bemerken,
reibt sich MArtin etliche dieser Fasern durch seine vergleichsweise
grobporige
Badehose von Solar hindurch in allerwerteste Haut. Gemeinerweise
wird er das gesamte Ausmaß der schmerzhaften
Auswirkungen
dieser tausend winzigen hautreizendenen Nadeln erst am Abend spüren...
Mit unter den Tauchern ist eine amerikanische Familie mit ihren 2 Kindern,
13 und 14 Jahre alt (Junior-Divers). Wir bewundern den Mut aller Beteiligten,
einschließlich der Eltern und von Reynold. Immerhin herrscht an dieser
Dive- Site immer wieder eine starke, wenn auch gleichförmige Strömung.
Aber alle waren ja schon beim Briefing ganz heiß auf einen Abenteuertauchgang.
Das Schiff schwankt mittlerweile so stark hin und her, dass es für alle
schwierig wird, die Balance zu wahren. Wider schlimmster Vermutungen wird
keiner beim Ausstieg vom Boot erschlagen, weil Rogil ihn vor- und umsichtig
organisiert.
Als alle Taucher im Wasser sind
und jeder sein großes O.K. gegeben hat, steuert der Bootsmann auf die
Tenggol zugewandte Seite der Insel, wo das Meer deutlich ruhiger ist.
Unser Versuch, vom Boot aus die Luftblasen der Taucher zu verfolgen,
erweist sich als unmöglich. Gut 30 Minuten später taucht Reynolds Gruppe
wieder wohlbehalten, aber mit nahezu leeren Tauchflaschen wieder auf.
Der
Einstieg
ins Boot ist bei diesem Wellengang gefährlich. Mehrfach können sich
vor allem die Kinder kaum an der auf- und ab wippenden Leiter festhalten,
werden von ihr aus dem Wasser gehievt und wieder dorthin zurück geklatscht.
Das Einsammeln der anderen Taucher ist einfacher, da sie näher an der
Küste an einer ruhigeren Stelle auftauchen. Alle Taucher sind stark beeindruckt
und mit ihrem gerade erlebten Tauchabenteur hoch zufrieden.
Ach ja, eigentlich wollten wir ja heute abgereist sein.
Hat zeitlich nicht
geklappt, wir nehmen es uns für die nächsten Tage erneut vor.
Die
Nacht verbringt MArtin mit Editieren des Videos in der Tauchschule. Am
frühen Morgen ist das 20- Minuten- Video “One Day On Tenggol” fertig.
Wir werden es Jamil und Ela aus Dankbarkeit für unseren schönen Aufenthalt
hier schenken.
Samstag,
26.08.00/131. Weltreise-Tag:
Während MArtin ausschläft, gehen Holly
und Astrid, sowie Alfons, Vater mit 14jähriger Tochter aus
Süddeutschland vom Strand aus zum Tauchen.
Sie wollen sich eines der Schiffswracks ansehen, das seit ein paar Jahren
in ca. 21 Metern Tiefe vor sich hingammelt und mittlerweile Hunderten
von Fischarten Unterkunft bietet.
Es ist ein einfacher Tauchgang, auch um die Fähigkeiten der beiden neu
angereisten Taucher einschätzen
zu können. Dennoch ist es eine schöne Divesite.
Die Sicht liegt unter 10 Metern. Das Wrack ist erst
in wenigen Metern Abstand als großer Schatten wahrnehmbar. Astrid könnte
noch viel länger an jeder Stelle des alten Fischerkahns verweilen, so
neugierig ist sie. Aber Holly treibt die Ungeduld und der Wunsch, den
Tauchgang schön und interessant zu gestalten, so dass sie keine Muße
hat, in aller Ruhe das Wrack zu inspizieren. (Natürlich ahnt Astrid
nicht, dass wir bald wochenlang auf den Philippinen mit
die anspruchsvollsten
Wracks weltweit betauchen werden.)
Sonntag,
27.08.00/132. Weltreise-Tag:
Heute morgen sehen wir kleinste, ca. 2cm breite Schildkrötenspuren
am Strand. Krabbenspuren
kreuzen
sie. Nur eine einzige Schildkrötenspur bricht nicht auf halbem Weg zum
Wasser plötzlich ab.
Von unserem letzten Tauchgang mit Yuji und Yoshimi bei
Tokong
Burung aufsteigend, erbricht MArtin in hohem Bogen ins Wasser. Kaum
an
Land, will er nur noch ins Bett.
Während des gesamten restlichen Tages
kommt es oben und unten im Schwall aus im heraus. Ähnliches hatte Safuan
gestern erlitten. Offenbar kursiert ein Magen- Darm- Infekt. Astrid besorgt
Cola, Wasser und Elotrans und übt sich in Geduld, während MArtin leise
stöhnend vor sich hin fiebert.
Montag,
28.08.00/133. Weltreise-Tag:
Auch heute ist MArtin noch nicht wieder ganz fit; unser angedachtes
Vorhaben, mit Jamil morgen früh nach Kuala Lumpur zu fahren gerät ins
Wanken. Wir sind beide nicht in der Stimmung dafür.
Als Astrid hört, dass es nach Tokong Timor, ihrer Lieblings-Dive-Site
geht, beschließt Astrid, einen weiteren Tauchgang ohne MArtin zu machen.
Das Wasser ist kristallklar, Fischschulen wohin man blickt. Trevallys,
Füsilierfische, Goatfische, Surgeonfsche, 4 bis zu 1,50 Meter lange und
fast ebenso hohe blaue Bumphead- Parrotfische kommen bis auf einen Meter
an die Taucher heran. Schwer zu sagen, ob die kleinen Damselfische, die
sich heute erstaunlich weit von ihren Korallenbäumchen entfernen, ihre
kleinen Rückenflossen aus Angriffslust oder Schreckhaftigkeit aufgestellt
haben. Auch die Anemonenfische wagen sich heute weit weg von den
sie sonst beschützenden Tentakeln ihrer symbiotischen Partner, lassen
sich auf Boxkämpfchen ein.
Astrid ist völlig versunken, als sie plötzlich, keine 3 Meter entfernt,
einen Triggerfisch in sein Nest blasen sieht. Instinktiv spürt sie, dass
sie ihm zu nahe gekommen ist. Doch bevor sie den Rückzug antreten kann,
greift sie der Trigger auch schon an, um sie als potentiellen Nesträuber
zu vertreiben. 1x, 2x, 3 mal schießt er auf sie zu, um nur im letzten
Moment noch abzudrehen.
Astrids Computer gibt Alarm, weil sie zu schnell
aufsteigt. Also zwingt sie sich, mehr horizontal auszuweichen. Als sie
sich schließlich außerhalb seines Legereviers befindet, lässt der 40 cm
große Trigger von ihr ab. Zurück auf dem Boot ist es vor allen Dingen
Rogil, der von einem Ohr zum anderen grinst, und den Ratschlag gibt, das
nächste Mal überhaupt nicht zu reagieren. Die Attacken seien nichts anderes
als Scheinangriffe. Astrid ist sich weder sicher, ob sie ihm glauben soll,
noch ob sie das nächste Mal so cool sein kann, einfach
abzuwarten.
Abends kochen Ela, Holly und Astrid gemeinsam in der Küche Spaghetti Bolognese.
Wie viele unterschiedliche Möglichkeiten es doch gibt, Nudeln zu kochen...
Alle Mitarbeiter des Aqua Resorts zeitgleich an den Tisch zu bekommen,
ist unmöglich. Auch Barbara, deren letzter Abend heute ist, kann nicht
dabei sein. Doch nach und nach kommt jeder wenigstens
kurz in der Küche
vorbei. MArtin isst mit Appetit, es geht ihm wieder gut.
Dienstag,
29.08.00/134. Weltreise-Tag:
In der Nacht erwischt der Infekt Astrid. Statt unter Durchfall
leidet sie jedoch eher an Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Fieber. Den
ganzen Tag verbringt sie im Bett. Gut, dass wir nicht mit nach KL gefahren
sind.
Mittwoch,
30.08.00/135. Weltreise-Tag:
Es bleibt Astrid nichts anderes übrig als aufzustehen.
Auch wenn ihr ganzer Körper "NEIN" schreit.
Heute ist endgültig unser letzter Tag auf Tenggol.
Das Boot nach Dungun
geht um 16 Uhr.
Bis dahin sind viele tränenreiche
Verabschiedungen angesagt.
Als wir das Boot besteigen, geht es Astrid wenigstens gesundheitlich relativ
gut. Dafür kämpf Peter mit aufsteigender Übelkeit.
Kapitän Anuar ahnt nichts von Peters Seekrankheit und fährt für uns eine
Extra-Sightseeing-Runde am luxuriösen Tanjong Jara Resort vorbei.
Vielen Dank an dieser Stelle allen, die Tenggol für uns zu dem gemacht haben,
was es in unseren Herzen geworden ist:
Unser Insel-Paradies.
Schon mal gesucht?
Probier's mal!
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Schon mal probiert?
Such mal!
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Update:
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