Philippinen:
Astrids Fährfahrt von Coron zurück
nach Puerto Princesa, Palawan,
während MArtin weiter Taucher durch die Schiffe in Coron führt
...
Samstag,
02.12.00/230. Weltreise-Tag:
Unsere Seereise von Coron nach Puerto Princesa
(Karte)
beginnt bereits
mit Hindernissen:
Wegen einer
Taifunwarnung hat Super
Ferry "Our Lady Of Medjugorje" 10 Stunden Verspätung.
Mit Platz für 1200 Passagiere
ist sie die kleinste Kreuzfahrt-Fähre der WG&A- Schifffahrtsgesellschaft.-
Wir, das sind neben
mir (Astrid) noch die drei Engländer Kathreen, Marleen und Andy.
Am Hafen ertauchen sich wie üblich einige Kinder ein paar Pesos, die Passagiere
vom Sonnendeck ins Wasser werfen.
Unermüdlich springen die Kleinen den herabgeworfenen Münzen hinterher.
Dass
viele nicht einmal richtig schwimmen können, stört hier niemanden.
Der gleich
zu Beginn der Fahrt für 10 Peso verkaufte süße Reisbrei mit Kokosmilch,
Bananen, Rosinen und süßen Kartoffeln "Binataan" besänftigt
den Magen und schmeckt empfehlenswert gut.
Obwohl der Wind im Hafen auf dem offenen Meer eher Sturm erwarten lässt,
verläuft die 11stündige Fahrt bei leichtem Wellengang mit durchschnittlich
15 Knoten pro Stunde ohne Zwischenfälle, vor allem ohne die unangenehmen
Symptome einer Seekrankheit.
Sonntag, 03.12.00/231. Weltreise-Tag:
Um
4 Uhr nachts laufen wir mit der Superferry im Hafen von Puerto Princesa ein.
Ein Tricycle bringt uns für 20 Pesos pro
Person zur Casa
Linda
, aber da ist alles ausgebucht. Das Trattoria
Inn gegenüber hat nachts
geschlossen, ebenso
die Duchess Pension, vor der sich bereits einige wartende Traveller
die
Zeit mit Scrabble vertreiben. Wir danken unserem Fahrer und machen es
uns vor der Eingangstür auf dem Boden so bequem wie möglich.
Im Morgengrauen und auf ihrem
Weg zur Arbeit läuft eine resolute philippinische Mittvierzigerin
auf uns zu. "Warum wir nicht einfach an die Fensterscheibe
der Hoteltür
klopfen...?" Als wohlerzogene Europäer hatten wir das Schild closed
überhaupt nicht in Frage gestellt. Hartnäckig lautstark bearbeiten
nun philippinische Fäuste die Tür mit Trommelwirbeln, bis
ein verschlafen heranschlurfender Nachtportier im Handumdrehen aus
dem closed
ein open macht.
20 Minuten später haben alle
ein
Zimmer und wollen erst mal nur eins: Schlafen!
Vier Stunden später fahre ich mit dem Trike die 9 Kilometer zu Angelas Farm,
um MArtins Rucksack abzuholen, den wir vor 4 Wochen dort sicher zwischengeparkt
hatten. In seinem Trekker
finde ich endlich auch
Ersatz für meinen defekten Psion- Computer: MArtins MX5 pro. Jetzt kann
ich endlich wieder Tagebuch schreiben und Reiseinfos speichern, die dann
per serieller Schnittstelle oder Modem zur Weiterverarbeitung ins Laptop
oder Mailbox
übertragen werden. Der Psion5
MXpro ist mein ständiger Begleiter, das Herz unserer Informationsverwaltung
und der Geburtsort ellenlanger Tagebuch- Rohfassungen, die bis zur Veröffentlichung
auf ein Zehntel ihres ursprünglichen Volumens schrumpfen.
Trotz dieser Informationsflut bleibt jede Menge Speicher frei, der Psion
bläht sich nicht auf und wird auch nicht schwerer. Über den
schokoladentafelgroßen (100g Tafel, nicht 400g!) Minirechner mit
der funktionellen "10 Finger- blind- gerechten Tastatur" wird
im Equipment-
Kapitel Einiges zu sagen sein...
Montag,
04.12.00/232. Weltreise-Tag:
Durch die vorweihnachtlich geschmückte Straßen von Puerto Princesa
laufend erreiche ich pünktlich
um 8 Uhr die Schwelle
des Immigrationsbüros in der Fernandez Street. "Sorry, der
zuständige Officer kommt erst gegen 9 Uhr." Kein Problem denke ich,
dann bleibt mir Zeit für ein philippinisches Frühstück. Ich schaffe es,
unter jeden einzelnen Deckel der für philippinische Garküchen
typischen ellenlangen Topfreihe zu schauen, bis ich mich entscheide: Eine
Kelle Reissuppe mit blassem passierten Hühnchen. (Nicht gerade ein europäisches
Traumfrühstück,
schmeckt aber besser, als Du es Dir jetzt vorstellst.)
Nach einer guten Stunde versuche ich mein Glück bei der Immigration ein
zweites Mal. Wieder vergeblich: Sekretärin C. informiert mich, dass ihr
Chef heute doch gar nicht, morgen aber nur vielleicht im Büro sei. Spätestens
Freitag sei er allerdings wieder da. Vielleicht sollte ich die Pässe der
Obhut ihrer Holzschublade anvertrauen. Der Schlüssel steckt in der offenstehenden
Lade. Auf dem dazugehörigen kleinen wackeligen Holztisch liegen bereits
einige ausgefüllte Anträge auf Visa- Verlängerungen. Während C. die mitgebrachten
Pässe kontrolliert, gleitet mein Blick durch den Raum. Die Fenster werfen
gleißendes Tageslicht durch Milliarden von Staubpartikelchen. Der
Putz der rohen Wände ist mehrfach provisorisch ausgebessert. Bunt zusammengewürfelt
stehen Möbel, Schreibtische, und ein bequemes Sofa im Büro, das eher
wie ein Wohnzimmer aussieht. Keiner der Tische, Stühle oder Lampen scheint
nach arbeitsergonomischen Gesichtspunkten ausgesucht oder angebracht zu
sein. Fast dekorativ wirkend sind mehrere Telefone und
Taschenrechner im Raum verstreut, Computer gibt's hier natürlich
noch nicht. Ein Hauch guter alter Zeit schwebt mit der Luft des vor sich
hindrehenden Ventilators durch den Raum.
C. vergleicht die Pässe, prüft die Visa und stempelt die Formblätter.
Unwirsch zusammengeheftet landen sie ganz oben auf Antragstapel. Da ich
mich nicht bis Freitag auf ein "vages vielleicht" hin von einem
auf den anderen Tag vertrösten lassen möchte beschließe ich, mit Kathreen,
Marleen und Andy nach Sabang zum Underground- River zu fahren und, wie
angeboten, am Freitag wiederzukommen... Vielleicht sollte ich doch die
Pässe hier
lassen? Das würde MArtin nicht gefallen, der Papiere nur ungern in
südostasiatischen Amtstuben läßt. "Gib sie nicht
aus der Hand" hatte er mir eingeschärft. "Friday - for
sure?" frage ich.- "For sure, don't worry" lächelt
C.
Ich schiebe pessimistische Vorahnungen beiseite und trete hinaus in den
Regen.
Erstaunlich trocken gelangen wir im Trike drei Stunden später zur
zentralen
Jeepney- Haltestelle in der Malvar Street. Eine Horde junger Filipinos
umringt uns, als wir mit unserem Gepäck auf dem vom Dauerregen in eine
Schlammwiese verwandelten Platz aussteigen.
Das Gepäck fast aus der Hand reißend, wild gestikulierend und einander
übertönend schieben und drängen sie uns über den glitschigen roten Lehmboden
näher an die Jeepneys. Innerhalb weniger Minuten sitzen wir für 50 Pesos
pro Person und Gepäck zusammen mit einem philippinischen Pärchen in dem
Jeepney, das als nächstes in Richtung Sabang aufbrechen soll.
Eben noch Eile und Hektik, geht die Fahrt doch noch
nicht los. Auf Nachfrage stellt sich
heraus, dass die Abfahrt erst in 2,5 Std. sein soll. Es bleibt noch genügend
Zeit um Reiseproviant für die 4-5-stündige Fahrt zu kaufen. Als ich 45
Minuten vor der angekündigten Abfahrtzeit zur Haltestelle zurückkehre,
ist der Motor schon gestartet - man hat bereits auf mich gewartet. Ist
doch logisch, exakte Fahrpläne gibt's hier nicht und voller als Voll
kann ein Jeepney nicht werden: Auf beiden sich gegenüber liegenden Bänken
drängen sich jeweils 8 Personen, 3 mit Kindern auf dem Schoß.
Der Mittelgang ist vollgestellt mit Taschen, Säcken und Plastiktüten jeglichen
Inhalts. Es bleibt kaum Platz für die Beine.
Wer Glück hat, kann seine Füße obenauf stellen, die anderen sind zu nahezu
völliger Bewegungslosigkeit verurteilt.
Außer uns ist noch ein weiterer Europäer an Bord. Damit ich im Trockenen
sitzen kann, kraxelt ein junger Filipino aufs nasse Dach. Mit dem Anflug
eines schlechten Gewissens quetsche ich mich mit Rucksack, Kamera und
Lebensmitteln bepackt in die entstehende Lücke.
Kaum
haben alle richtig Platz gefunden, geht die Fahrt los. Die 3 philippinischen
Gepäckhelfer und Kassierer springen auch noch auf den fahrenden Wagen.
Im Laufe der Fahrt kraxeln sie nach oben aufs Dach. Mit dem frisch
kassierten
Geld wird keine 20 Meter weiter erst mal getankt. Eine Eigenheit, die
uns auch schon in Thailand aufgefallen ist. 10 Minuten später geht es
weiter, kurz darauf der nächste Stopp. Fünf Europäer bleiben mit
verdutzten Gesichtern hocken, während die Hälfte der Filipinos aussteigt,
um sich Verpflegung für die Fahrt zu kaufen. Als sie,
bepackt
mit fettigen Provianttüten wieder eingestiegen sind, folgt eine längere
Etappe ohne Pause. Die Häuser werden seltener, das Tempo höher.
Nach wenigen Kilometern gibt es statt der geteerten Strasse nur eine rote
im Bau befindliche Schlammschotterpiste. An einigen Stellen ist sie in
verschwenderischer, 3-4 spuriger Breite geplant, an anderer Stelle
so schmal, dass uns kein Auto entgegen kommen darf.
Der LKW quält sich schlingernd die Serpentinen
in den Dschungel hoch und holpert sie mit hochdrehendem Motor wieder runter.
Bei manchen Schräglagen würde ich auf dem Dach ganz schön ins Schwitzen
kommen. Die Straße ist immer nur wenige Meter einsehbar, bevor sie in
der nächsten Kurve von dem zu beiden Seiten emporragenden immergrünen
Blätterwald verschluckt wird. Wenn wir vorübergehend den Dschungel
verlassen,
haben wir wieder ein paar Höhenmeter geschafft.
Die Luft wird frischer und nach jeder Biegung ergibt sich ein neuer kilometerweiter
Blick auf nahezu unberührte Landschaft. Die über Bäche und Flüsse führenden
Brücken bestehen meist nur aus einigen wenigen, in Reifenabstand genagelten
Brettern. Nach einer Stunde hält das Jeepney zur ersten Pinkelpause.
Noch bevor wir aussteigen können, haben Straßenhändler den Wagen eng umringt.
Durch Fenster und
Türen strecken sie uns ihre Waren entgegen. Es riecht nach getrocknetem
Fisch, Seetang (seaweed), gerösteten Erdnüssen und süßem Brot. Trotz des
Regens ist es drückend schwül und die Europäer schwitzen. Kleine
Plastikbeutel, in denen das Wasser schluckweise abgefüllt ist, erfreuen
sich unter Filipinos großer Beliebtheit. Dank der offen stehenden Fenster
ist es kein Problem, sich der kleinen bunten Tüten auf der Fahrt durch
den Dschungel unbemerkt zu entledigen. Ein ökologisches Bewusstsein
liegt (nicht nur) in philippinischen Gehirnen tiefer vergraben als das
Unbewusste.
Nachdem sich unser Jeepney im ersten Gang einen endlos scheinenden
Hügel
hochgewürgt hat, setzt unmittelbar hinter der Kuppe der Motor aus. Von
der Motorbremse befreit, beschleunigt sich die Talfahrt ungemein. Vergeblich
betätigt der Chauffeur den Anlasser. Nach mehreren Fehlzündungen lässt
der Fahrer den Motor schließlich im 3. Gang
kommen. Das Getriebe heult gequält auf, als er in den zweiten Gang
herunterschaltet, aber immerhin verringert sich das Tempo.
Die meisten der vorübergehend aus ihrer Lethargie
gerissenen Fahrgäste gleiten wieder in einen entspannten Dämmerzustand.
Aber die Strasse ist holprig. Manches Mal hebt es uns mitsamt unserer
Mägen von den Sitzen.
"Vorsicht, Kopf einziehen und festhalten" - ziemlich unsanft
landen wir Sekundenbruchteile später wieder auf den Sitzen, das Gepäck
poltert durcheinander. Schnell wird es wieder ausgerichtet. Bis zur nächsten
Bodenwelle.
Der Lehmboden ist vom Regen der letzten Wochen sämig aufgeweicht und Vorfahrer
haben tiefe Spuren in die Fahrbahn gewühlt. Das Chaos im Inneren
des Jeepneys steigt von Schlagloch zu Schlagloch. Da haut jemand mit der
Faust gegen das Blechdach und der Fahrer hält an. Nanu, wer will denn
hier aussteigen ? Ach so, der 50 kg Reissack muss neu positioniert werden,
weil er bereits zur Hälfte aus der Hintertür hängt und kaum
noch zu halten ist. Unter Lachen wird er von vielen schlanken braunen
Händen wieder an seinen Platz gehoben.
Und schon ist es mit der gerade verspürten Beinfreiheit wieder vorbei.
Wir sieden auf unseren Plätzen vor uns hin. Die einzige Kühlung verschafft
der bei 50 km/h entstehende warme Fahrtwind. "Wenn der nur nicht
immer
gegen die gleiche Stelle im Nacken blasen würde...
Nach 4 Stunden Jeepneyfahrt erreichen wir
die
wenigen Hütten von Sabang. Die beiden Herbergen vor Ort sind ziemlich
“basic”. Wir gehen über den Sandstrand Richtung Osten zu Mary's Beach-
Resort (350P/d no Fan). Über die
gesamte Bucht fliegt feinster Salzdunst. Alles erscheint wie im Nebel
und ist mit feinem Schmierfilm überzogen. Die bis 2m hohen, gegen
die Felsen brandenden Wellen erhöhen die Luftfeuchtigkeit noch. Für
Metalle und elektronische Geräte ist es die Hölle.
Es herrscht
eindeutig Nebensaison.
Dienstag,
05.12.00/233. Weltreise-Tag:
Der Sonnenaufgang spielt sich leider hinter den Bergen ab. Da
verpasse ich kein Foto,
wenn ich noch eine Stunde länger
schlafe. Sämtliche Kleidungsstücke und die Bettwäsche sind klamm und ich
friere leicht. Nachdem ich Socken angezogen habe, wird mir heimeliger.
Schließlich treibt mich meine von der gestrigen Schaukelei noch
immer hochtourige Peristaltik aus dem Bett und zu den fast zu weit entfernten
Gemeinschaftstoiletten.
Marleen und Andy schlafen noch, Kathreen wäscht. Zum Frühstück
gibt's in Mary's Beach Resort ein sensationelles Obstmüsli.
Der St. Paul Subterranean National Park von Sabang
mit seinem "Underground River" darf nur mit Eintrittskarte betreten
werden. Die gibt es für 150 Pesos am Pier zu kaufen. Wir machen uns auf
den Weg dorthin.
So früh am Morgen jagen lediglich ein paar Hunde den schmalen Sandstrand
entlang, der im Gegensatz zu Cherating
(da mag man keine Hunde) deshalb nur
noch
vereinzelt von Dotilla- Krebsen bewohnt wird. Die Brandung ist höher
als am Vorabend. Die vertäuten Fischerboote tanzen dicht gedrängt auf
den Wellen.
Direkt hinter dem Strand beginnt der Regenwald mit einer Reihe von Palmen.
Das diffuse Licht blendet und die Feuchtigkeit hängt wie eine Dunstglocke
in der Luft und verwäscht die bergige Silhouette
im
Hintergrund.
Am Pier entscheiden wir uns, die 300 Pesos für ein Boot zum Höhleneingang
zu sparen und den 5km langen Dschungelpfad dorthin zu erwandern.
Kurz vor Mittag passieren wir die kleine über den Sabang führende Brücke
unmittelbar hinter dem Resort, die den Beginn des National
Parks
markiert.
Durch den Wald gelangen wir ans Ende der kleinen Bucht, wo der Wanderweg
unverfehlbar mit einer steilen Holztreppe beginnt. Keuchend und mit vom
Schweiß durchnässten Hemden erreichen wir das erste Plateau
des mit Bedacht angelegten Weges. Was
zunächst wie eine Aneinanderreihung von Baumstämmen anmutet, entpuppt
sich bei genauerer Betrachtung meist als runder, in den Boden gegossener
Zementblock. Ziemlich rutschsicher, selbst für Gummischlappen. Der größte
Teil des Weges ist zusätzlich von einem Bambusgeländer gesäumt, das vielerorts
als mehrspuriger Ameisen- Highway genutzt wird. Da empfiehlt es sich hinzusehen,
wo man anfasst...
Der ca. 5 km lange "Monkey- Trail" führt immer nur wenige
Meter
entfernt
vom Strand nahe der sich an Felsen brechenden Wellen entlang. Wir bekommen
etliche unserer tierischen Verwandten zu Gesicht und bald nähern
sie sich uns neugierig. Ich erinnere mich an die fordernde Dreistigkeit
malaysischer Primaten und meine Begeisterung
für diese putzigen Fast- Zweibeiner
hält sich inzwischen in Grenzen. Beim Picknick bestätigt sich mein
"Vor- Urteil" prompt: Einer der "Süßen" schleicht
sich von hinten an und reißt mir meine Packung Kekse mit affenartiger
Geschwindigkeit aus der Hand. Den kurzen Kampf um sie entscheidet der
Affe mit aggressivem Fauchen durch die gebleckten Zähne für
sich.
Wenige Meter vor der Höhle des “Underground Rivers” fängt es sturzbachartig
an zu regnen. Unsere Kleider klebten aber schon
durch die anstrengende Wanderei wie eine zweite Haut an uns.
Am Höhleneingang werden wir mit Rettungswesten ausgerüstet und
besteigen
ein kleines Paddelboot. Mit 8 Leuten und einem Führer liegt der kleine
Kahn tief im Wasser. In der Höhle umfängt uns pure Finsternis. Lediglich
2 Taschenlampen, (von denen eine bereits nach wenigen Minuten ihre Funktion
einstellt) erleuchten spärlich den Weg durch die Höhle. Manchmal wird
er so schmal, dass die Durchfahrt Maßarbeit ist. Wie ein elektronisches
Signal, das von allen Wänden reflektiert wird, tönt aus allen Richtungen
gleichzeitig hochfrequentes Fiepen. Schwärme von Fledermäusen vollführen
um uns herum akrobatische Flugmanöver, Tausende von
ihnen
hängen kopfüber schlafend an der Decke, weitere tausend verdunkeln in
hektischem Zick- Zack- Flug den hellen Höhleneingang und überall
tropft es unvermutet weiß auf uns herab. Gespenstisch
sehen die bizarren, von oben und unten aufeinander zuwachsenden Stalagmiten
und Stalaktiten aus. Ein Teil der Höhle hat daher den Beinamen Jurassic-
Park, weil hier, bei entsprechender Phantasie, Dinosaurier, Tyrannosauri
und fabelähnliche Wesen aufeinander treffen. Für den Führer ist es erst
ein Erfolg,
wenn die Figur erkannt wurde. Wenn doch der Lampenhalter nicht so chaotisch
von einem Fleck zum anderen leuchten würde. "Da vorne rechts...,
noch mehr rechts, nein, zu weit, und jetzt links, höher, nein nicht so
hoch,... oh, schon vorbei" klingt die Stimme unseres Bootsmannes
an mein Ohr.
Augen und Kamera machen das Wechselspiel zwischen Hell und Dunkel kaum
mit. Also
probiere
ich es mit der eingebauten Infrarot- Funktion, die allerdings nur Schwarz-
Weiß- Fotos produziert.
An einer Stelle erhebt sich das 8 km lange Höhlensystem kathedralenartig
zu einer Höhe von 60 Metern. Kein Wunder, dass sich hier Maria und die
heiligen 3 Könige versammelt haben.
An anderer Stelle scheinen wir im Schlaraffenland angelangt
zu sein.
Etwas Phantasie muss man allerdings schon aufbringen, um das ganze Obst
und Gemüse, das uns unser Führer in den Felsformationen zeigt, als solches
zu erkennen. "Dieser Stein sieht aus wie eine Bananenstaude..., der
hier wie eine Ananas... und da drüben die,
gleichen
die nicht einer Gruppe von Pilzen ...? Das seht Ihr doch auch so, oder
?!"
Nach 20 Minuten kehrt das Boot um. Am Höhlenausgang 30m vom Strand entfernt
empfängt uns strahlender Sonnenschein. Hmmm... jetzt ein Bad in der 26°
warmen Brandung!
Die Wellen spülen uns den Fledermauskot von der Haut.
Marleen und Andy fahren mit dem Boot zurück, Kathreen und ich
machen uns
zu Fuß auf den Rückweg.
Aus Abenteuerlust nehmen wir diesmal den beschwerlicheren "Dschungle-
Trail". Im Vergleich zum touristisch erschlossenen Hinweg ist
dieser eindeutig unwegsamer: Bergauf und bergab windet er sich als spärlich
markierter Trampelpfad durch
Unterholz
und Dickicht des Dschungels. Mehr als einmal ist der Weg nur zu erahnen,
müssen wir ein paar Meter zurückgehen, um die ehemals rot an
die Bäume gebundenen Bänder zu finden. An etlichen, vor allem
steilen Stellen, entartet der Pfad während der Regenzeit zu einer
Schlamm- und Geröllspur. "Hoppla, ganz schön rutschig. Also gut,
dann geht es eben auf allen vieren weiter - oder wäre es klüger, umzukehren
?" Immer wieder geben wir uns gegenseitig das O.K. zur Fortsetzung
des einmal
eingeschlagenen Weges.
Wurzeln und Steine zum Abbremsen gibt es glücklicherweise genügend. Anstelle
eines
Geländers bietet sich vereinzelt die Möglichkeit, sich wie ein Äffchen
von Liane zu Liane zu hangeln. Mit zeitlicher Verzögerung erfolgt daraufhin
jeweils ein kühlender Regenschauer aus den Wipfeln der uns umgebenden
Baumriesen.
Unsere Schuhe
sind mit rotbraunen Lehmschlamm verschmiert und durchnässt. Während uns
auf dem Hinweg das Rauschen der Wellen begleitet hat, herrscht in diesem
Teil des Waldes eine Stille, die nur durch vereinzelte Vogelstimmen, das
Rascheln der Blätter, das Knacken von Hölzern oder unserem schweren Atem
unterbrochen wird. Bis auf ein paar lästige Insekten sehen wir auf diesem
Trail keine Tiere, aber sicher werden wir von unzähligen
Augenpaaren beobachtet.
Dieser Weg ist eindeutig der interessantere, aber auch der
anstrengendere und schmutzigere. Eine Stunde dauert unsere Dschungelwanderung.
Als wir wieder auf den halbwegs befestigten Teil des Weges stoßen, ist
unsere Kleidung von Kopf bis Fuß mit rot-braunen Schlammspritzern
übersät, von Schweiß und Regen
durchnässt. Der einäugige Hund schließt sich uns an, folgt an den Strand
bis zur kleinen Halbinsel vor Mary's Resort. Die Sonne hat die hier bräunlich
gefärbten Kalkfelsen schön aufgeheizt. Mit dem Rücken an sie gelehnt, legen
wir eine Verschnaufpause ein. Es ist ein schöner Platz zum Nichtstun.
Die Hängematte am Sandstrand sieht zwar bequemer aus, aber heute morgen
habe ich den Einäugigen dort beim Verspritzen
seiner Duftmarke ertappt. Außerdem liegt Marleen gerade darauf - zufrieden,
weil die bequeme Rückfahrt mit dem Boot doch nur 50P gekostet hat.
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages blinzeln zwischen den Holzlatten
durch und tauchen mein Heim in
eine wohlige Atmosphäre. An den Muskelkater von morgen früh möchte ich
lieber nicht denken, er kündigt sich in den Waden bereits an. Ich fröstele
- eine warme Dusche wäre jetzt schon gut...
Ich beschließe, im Resort zu essen und dann mit dem Psion im Bett Tagebuch
zu schreiben.
Mittwoch, 06.12.00/234.
Tag:
Obwohl wir nicht an eine pünktliche Abfahrt des Bootes
nach Port Barton glauben, sind wir wie vereinbart um 7 Uhr am Pier.
Auf
den ersten Blick scheint es schwer vorstellbar, wo 9 Passagiere, Gepäck
und 3 Bootsführer Platz finden sollen. Doch eine Holzplatte lüftet einen
großen Stauraum, der sich unter den Planken des Decks befindet. Da noch
nicht alle anwesend sind, empfiehlt uns der freundliche Kapitän ein Frühstück.
Keine 5 Minuten später, die Bestellung (Pancake und Kaffee) ist gerade
aufgenommen, will er plötzlich ablegen.
Zu spät, die Bestellung ist nicht mehr rückgängig
zu
machen. Wir sind bereit, unser Frühstück als "Take- away" mitzunehmen,
aber offensichtlich gibt es in der Küche nur eine Pancakepfanne.
Also muss unser Bootsführer sich noch eine Viertelstunde gedulden, während
wir uns gemeinschaftlich über jeden der Reihe nach servierten Pancakes
hermachen.
Es
ist Flut, aus dem grau verhangenen Himmel nieselt es. Ein junger Filipino
balanciert, bis zu den Oberschenkeln im Wasser watend, unser Gepäck auf
dem Kopf zum Boot. In solchen Momenten weiß man es zu schätzen, wenn
die sensible Ausrüstung im Rucksack wasserdicht
verpackt sind.
Stück
für Stück
verschwindet trocken im Rumpf des Bootes.
Auch
wir erreichen halbwegs trocken das Boot. 15 Minuten dauert die Fahrt
bis
zum Untergrund- Fluss, wo wir die beiden letzten Touristinnen, die ein
paar Tage in der Abgeschiedenheit des dortigen Panaguman
Resorts
verbracht haben, einladen.
Sie haben weniger Glück. Ca. 50m Wasser trennen das Boot vom Strand.
Unter der Flut bestehe eine Seitwärtsströmung, die das Anlanden unmöglich
mache... Die beiden Frauen vertrauen den Transportkünsten der Filipinos
nicht und balancieren, das Wasser teilweise bis zum Hals, ihr Gepäck
selbst durch die Wellen. Gut, dass die sensibleren Ausrüsentscheidenden
große Teile unseres
12 Leute sind schließlich an Bord. Die Reise könnte weiter gehen... doch
etwas scheint mit dem Motor nicht in Ordnung. Victor, ein junger Filipino,
der mit seiner Frau Sallie auf Hochzeitsreise ist, übersetzt: Der Motor
verliere Öl.
Unser Kapitän ist sichtlich ungehalten, setzt jedoch die Fahrt nach einem
kurzen Wortwechsel mit seinen beiden Helfern fort. Keine 10 Minuten später
riecht es verbrannt, kurz drauf setzt der Motor aus. Doch er lässt sich
nach etwas Basteln wieder starten und wir steuern eine nahegelegene Küstensiedlung
an. Hier ist das Anlanden offensichtlich kein Problem.
Unser
Kapitän macht sich auf die Suche und kehrt freudestrahlend mit einer Flasche
Öl zurück. Na, das scheint ja noch mal gut gegangen zu sein. Doch das
Öl reicht nicht. Also wird ein Boot zurück nach Sabang geschickt um weiteres
Öl zu kaufen. "45 minutes, only". Wir glauben ihm kein Wort
und spötteln über philippinische Verlässlichkeit.
Um das Boot herum ziehen Schlieren von Benzin und Öl. Wir machen es uns
so bequem wie möglich.
90 Minuten kehrt das Boot zurück. 5 Männer sind nötig, um den Motor mit
Hilfe eines Seils anzuwerfen. Es gibt einen Lauten Knall - ein schweres
Metallstück schlägt krachend auf dem Deck des Führerhäuschens auf und
springt von dort ins Wasser. "Ob dieses Motorteil unbedingt nötig
ist ? Und wenn schon" lassen das Achselzucken und das verlegene
Grinsen
vermuten.
Der Motor spuckt ein wenig, stinkt und qualmt vor sich hin, doch
immerhin,
er läuft.
Fragt sich nur wie lange. Diese Frage scheint sich auch unser Kapitän
zu stellen, denn das Boot steuert aufs offene Meer hinaus und nimmt Kurs
zurück nach Sabang.
Es sei besser, ein anderes Boot zu nehmen, "maybe". Wir glauben
nicht an ein anderes Boot und stellen uns auf eine weitere Übernachtung
in Sabang ein. Doch, oh Wunder: Der Kapitän hat nicht zuviel versprochen.
Wir steigen auf die NEPTUN um. (Sie soll zukünftig zweimal wöchentlich
zwischen Sabang, Port Barton und El Nido
verkehren).
Unsere Rucksäcke werden beim Umladen hinsichtlich ihrer Flugtauglichkeit
überprüft... und bestehen. Dem Kapitän bleibt heute jedoch das Pech
treu. Eine Welle schiebt sein Boot unter die weitaus größere Neptun, einer
der Ausleger splittert und die Spitze seines Bugs bricht ab. Vermutlich
hat er noch Glück, dass sein Boot nicht gesunken ist. Wir starten zum
zweiten Mal.
Diesmal verläuft die Tour ohne Zwischenfälle und
wir
landen
kurz nach 15 Uhr am südlichen Ende des Strandes von Port
Barton.
Am Strand entlang befindet sich ein Resort neben dem anderen.
Nicht sehr philippinisch, sind ihre Vorgärten oder -plätze angelegt, von
ordnender Hand gepflegt und... auf typisch amerikanisch- europäische Art
eingezäunt.
Viele Expats haben in Anlagen wie
dem Scandinavian Beach Resort oder Swissippini's
ein Auskommen und ihre Heimat gefunden.
Doch auch über Zäune hinweg
sind die Locals stets zu einem Schwatz bereit.
Es ist kein Problem, hier eine Unterkunft mit Meerblick zwischen 200 und
600 Pesos zu mieten.
Im
rechten Ohr die Meeresbrandung, im Linken das Plätschern des Flusses höre
ich von
der windschiefen und regennassen alten Brücke aus eine Weile dem einzelnen
Gitarrenspieler zu.
Wenige Meter weiter liegt die Jeepney-
Haltestelle. Der Bus wird gerade auf Hochglanz poliert. Ich buche den
Beifahrersitz für die morgige Fahrt zurück nach Puerto Princesa.
El Busero Diving und Swissippini Lodge sind die
beiden
einzigen Tauchbasen
am Ort.
Der Rückgang des Tourismus wegen der politisch unsicheren Situation mache
sich bei beiden spürbar bemerkbar. Die Arbeit reiche im Moment nicht einmal
für einen Divemaster, von dem Verdienst ganz zu schweigen.
Außerdem habe Dynamitfischen, Taifune und die
Zunahme
der Wassertemperatur während der vergangenen Jahre das ökologische Gleichgewicht
empfindlich gestört. Seit ca. 2 Jahren gibt es eine örtliche Initiative,
die sich mit dem Schutz und Wiederaufbau des marinen Lebens beschäftigt.
Für Tauchbegeisterte gäbe es allerdings immer noch zwischen den vor Port
Barton liegenden Inseln schöne und versteckte Unterwasserparadiese.
Donnerstag,
07.12.00/235. Weltreise-Tag:
Normalerweise drehe der Jeepney jeden morgen seine Runde durch
das
Dorf und hupe
vor Swissipini's Tor für den Fall, dass jemand mit wolle. Heute warten
wir zu fünft. Jeder hat seinen
Platz bereits gestern reserviert.
Doch weit und breit ist kein Jeepney zu sehen. Mit eineinhalbstündiger
Verspätung kommt es schließlich die Hauptstrasse entlang. Es ist eher
ein Truck. Warum einige der mitfahrenden Locals wohl so eigenartig geformte,
an Chemieunterricht erinnernde Sonnenbrillen tragen?
Ich setze mich, wie gebucht, auf den Beifahrersitz.
Die Windschutzscheibe des Jeepneys ist hochgeklappt, sämtliche
Fenster weit geöffnet.
Fahrtwind und aufgewirbelter Straßenstaub lassen meine Augen bereits nach
den
ersten Kilometern
trotz Sonnenbrille tränen und im Rückspiegel schaut mich mein mehrlagig
dick braun paniertes Gesicht an.
Mehr als einmal stoppt der Fahrer vor den tiefen, mit Wasser gefüllten
Spurrillen, bevor er sich für einen Weg entscheidet.
Nicht immer gelingt die Durchfahrt auf Anhieb. Zweimal bleibt der Wagen
stecken. Die Reifen drehen durch. Der Motor heult auf. Zurück, vor, zurück
und mit etwas anderem Winkel und Anlauf schlittern und schlenkern wir
über diese Unwegsamkeit hinweg.
Ein anderes Mal steuert der Fahrer mit unvermindertem
Tempo
auf eine gefährlich rutschig aussehende Stelle zu. "Er wird doch
nicht..." Instinktiv stemme ich meine Füße gegen die Wand der Fahrerkabine,
stütze mich mit den Armen ab. Umsonst. Die Reflektion des Sonnenlichtes
von der an dieser Stelle gelblichen Erde hat
lediglich
den Eindruck von Nässe erweckt. Im Rückspiegel verhindert eine schwarze
Abgaswolke nahezu jegliche Sicht.
Der Motor läuft heiß und weißer Dampf quillt unter der Motorhaube
hervor. An einem kleinen Fluss wird Wasser für den Kühler nachgefüllt.
Schließlich erreichen wir wieder die im Ausbau befindliche Hauptstrasse.
Die Zivilisation rückt sichtbar näher. Wie in vielen Jeepneys und
Tricycles zuvor funktioniert auch in diesem Gefährt die Tachonadel nicht.
Der Fahrer fährt bestimmt 80km/h und steigert das Tempo noch. Wie die
Fahrt wohl für die Leute oben auf dem Dach sein mag ? Beim nächsten Halt
steige ich in den hinteren Teil des Wagens um. Eine Wohltat nicht nur
für die Augen, auch meine
Gesichtszüge sind vom permanenten Wind wie eingefroren.
Wenige Minuten später zeigt sich der eklatante Nachteil dieses Platzes
direkt über dem
Hinterrad: Die schrottreifen Stoßdämpfer übertragen die
Bodenwellen ungepuffert und ich hüpfe auf der niedrigen ungepolsterten
Holzbank auf und ab. Jeder Stoß erschüttert die Wirbelsäule
vom Steißbein aufwärts bis zum Kiefergelenk. Beim nächsten
Stopp ziehe ich also in die Mitte des Wagens um. Dort ist die Sitzbank
gepolstert, aber auch hier könnte ich so ein Tuch, wie es die meisten
Locals gegen Fahrtwind und Staub um Hals und Gesicht gewunden haben, gut
gebrauchen.
Es lohnt sich auf Reisen immer, Verhalten und Ausrüstung der Einheimischen
zu beobachten und die richtigen Schlußfolgerungen zu ziehen.
Ziemlich gerädert, geschüttelt und gestoßen, aber um ein schönes
Abenteuer bereichert komme ich 5 Stunden später wieder in Puerto
Princesa an.
Hier werde ich morgen die Visumsverlängerung abholen und wieder
Kontakt zu MArtin aufnehmen können. (Was der wohl gerade in Coron
4 macht?)
Aber Alles kommt anders, zurück
in Puerto Princesa
Schon mal gesucht?

Probier's mal!
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Schon mal probiert?

Such mal!
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Update:
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