Thailand: Per
Fähre Koh Samui -> Koh Tao - dann 7 Wochen Tauchen auf der
Tauch-Insel
Montag:
22.05.00/35. Weltreise-Tag:
Astrids roten Rucksack
dürfen wir im Wohnzimmer unserer Wirtsfamilie zurücklassen,
dann nehmen wir ein Pick- Up nach Nathon, der Haupt- und Hafenstadt Koh
Samuis. Bevor wir dort die Fähre nach Koh Tao besteigen,
schauen wir zum wiederholten Male im Samart- Cybercafe vorbei, um den
ersten Teil des Koh Tan Tagebuches hoch zu laden. Das Personal kennt uns
schon und wir sind Ihnen dankbar, weil sie die Einzigen zu sein scheinen,
die einen Internetzugang mit eigenem Laptop (Voraussetzung für die Veröffentlichung)
erlauben und ermöglichen. Zum Glück ist die Verbindung stabil, sodass
wir pünktlich um 10:30 Richtung Koh Tao ablegen können.
6 Stunden brauchen wir insgesamt, um von Lamai Beach auf Koh Samui nach
Koh Tao zu gelangen.
Angesichts des wolkenlosen Himmels, des strahlenden Sonnenscheines und
unserer bereits sonnenadaptierten Haut wird die Reise auf dem Sonnendeck
des Ferryboats für uns ein Genuss. Mitleid haben wir mit den neu angereisten
„Bleichgesichtern“, deren Hautfarbe trotz großzügiger Verwendung
hoch sonnenschutzfaktorierter Sonnencreme innerhalb einer Stunde von
zartweißrosa
nach knallkrebsrot
wechselt.
Junge Engländer scheinen diesbezüglich besonders indolent oder mutig zu
sein.
Es ist windstill, die plane Fläche des türkisblauen Meeresspiegels wird
nur vom Bug und der mächtigen Schraube des Schiffes aufgewühlt.
Gelegentlich durchbrechen Schwärme mittelgroßer Fische die Wasseroberfläche,
um in 50
cm Höhe bis zu 100m pfeilschnell durch die Luft zu fliegen: Flying Fish.
Delphine sind leider keine zu sehen.
Nach kurzem Zwischenstopp und Bootswechsel auf Koh Pha Ngan (Thong Salas
Pierstrasse ist fast noch dieselbe wie vor 2 Jahren) fangen die Chopper
an, den Passagieren ihre Unterkünfte und Tauchschulen auf Koh Tao anzupreisen.
Dazu verwenden die meisten DIN A4 große Fotoalben, in denen sich Außen-
und Innenansichten ihrer Resorts und/ oder Empfehlungsschreiben ehemaliger
Gäste aller Nationen befinden. Einige Tauchschulen bieten kostenlose
Unterkunft an, wenn man einen Tauchkurs bei ihnen absolviert. Ein erster
sicherer Hinweis darauf, dass Koh Tao eine Tauchinsel
ist, die mehr Tauchschüler als Strandtouristen anlockt.
Die Preise für Tauchkurse sind bei allen Tauchschulen Koh Taos relativ
einheitlich billig.
Wir hatten uns bereits im Vorfeld bei mehreren Insidern
erkundigt und uns für
Bans Diving Resort entschieden.
Zwar erfüllen
die meisten Tauchresorts unsere bescheidenen Bedürfnisse hinsichtlich
Platz, Doppelbett und Sicherheit zu vergleichbaren Preisen, sind zudem
romantischer und ruhiger gelegen; 24- stündige
Elektrizität gepaart mit seriöser Professionalität, gutem Equipment
und sehr hoher Kursfrequenz scheint derzeit aber nur Ban’s Diving
zu bieten. Als weiterer Vorteil für Tauchanfänger ist Ban's
Süßwasserpool
zu nennen, der einzige auf Koh Tao.
250 Baht ist der durchschnittliche Preis
für eine Nacht. Bucht man Tauchkurse, logiert man während derer kostenlos.
Kaum auf Koh Tao angekommen, werden wir zu dem am Pier bereit stehenden
Taxi geleitet. Es bringt uns innerhalb von 5 Minuten zu Ban’s an den langen
Sairee- Beach.
Zunächst sind wir wie erschlagen von der zwar freundlichen, aber regen
Betriebsamkeit der wohl größten der etwa 30 Tauchschulen Koh Taos. Alle
Neuankömmlinge werden sofort in Empfang genommen,
herumgeführt und kurz über Lokalitäten und Modalitäten unterrichtet.
Ban’s Resorts ist ein regelrechtes Dorf mit allem, was man hier zum täglichen
Leben braucht: Neben den 80 in einer wunderschön gepflegten Gartenanlage
verstreuten Bungalows und dem Swimming Pool gibt es ein Restaurant, ein
Internetcafe, eine Wäscherei, 2 Apotheken mit Krankenschwesterversorgung,
einen kleinen Supermarkt, eine Geldwechselstube und einen
Tauchshop mit Reinigungsbottichen und Holzschuppen zur Aufbewahrung des
gesamten Tauchequipments für etwa 60 Taucher.
Nach Koh Tao (zu deutsch Schildkröteninsel) kommt man vor allem zum Tauchen.
Manche absolvieren lediglich den Open Water Tauchkurs (7800 Baht, 3
Tage) und/ oder
Advanced Kurs (6600 Baht, 2,5 Tage), bereits Zertifizierte buchen gelegentlich
ausschließlich „Fundives“, deren Preis von nur 500 Baht das untere Ende
der weltweiten Preisskala repräsentiert (Währungsumrechner).
Bei letzteren wird man dann üblicherweise von erfahrenen Divemastern
begleitet, deren Aufgabe es ist, die Tauchplanung zu übernehmen und
die Gruppe unter Wasser anzuführen.
Umgangssprache ist Englisch, obwohl das sprachliche Spektrum der internationalen
Instruktorencrew auch Schwedisch,
Deutsch, Dänisch, Hebräisch, Japanisch, und natürlich Thailändisch umfasst.
Wir sichern uns einen der sehr ansprechenden Bungalows mit riesigem Doppelbett
und separater Nasszelle (Nr.1), lassen uns aber zunächst auf keine weiteren
Absprachen ein, weil wir uns erst einmal umsehen wollen.
Die Insel Koh Tao hat die Form einer Niere (Karte)
mit mehreren Einbuchtungen, deren ausgedehnteste Sairee Beach ist. Sein
feinweißer Sand zieht sich über das gesamte mittlere Drittel der
Westküste hin. Zum Meer
langsam aber stetig abfallend, wird der Sandstrand, wie für thailändische
Inseln typisch, an beiden Enden von felsigen Abschnitten begrenzt, auf
denen zum Teil kleine Bungalows errichtet wurden.
Idyllisch gelegen, sind die viele der nicht zu Ban’s gehörigen
Bungalows bei näherem Hinsehen jedoch entweder sehr heruntergekommen,
zu klein, tagsüber stromlos, zu weit oder, oder....
Den Strand entlang befinden sich in vorderster Reihe und stets unter Palmenhöhe
etliche kleine Kneipen, Restaurants, Bars und zwei Diskotheken. Während
die Vorderseiten vom Strand aus betretbar sind, werden die Gebäude rückseitig
durch einen befahrbaren buckeligen Sandweg
verbunden. Er wird außer von den Versorgungs- Pick- Ups vor allem von
den kleinen Honda DREAM Motorrädern benutzt, auf denen hier fast der gesamte
Individualverkehr abgewickelt wird. Sie sind überall für 100B pro Tag
ausleihbar und noch vor den rasierklingenscharfen Korallen die häufigste
Ursache für Verletzungen. Täglich fallen etliche Touristen, aber auch
Einheimische der unfallträchtigen Kombination von profillosen Reifen und
sandiger Fahrbahn zum Opfer.
Erkenntlich sind diese „Victims“ daran, dass sie häufig zu zweit auftreten
und an ähnlichen Stellen
ähnlich medizinisch versorgte, gleich alte Verletzungen haben.
Angesichts eigener schmerzhafter Erfahrung vor 2 Jahren auf Koh
Pha Ngan widerstehen wir der kurzfristigen Versuchung, erneut ein Bike
zur Inselerkundung zu mieten.
Richtung Landesinnere schließt sich an die Sandstraße Ban’s Bungalowanlage
an, hinter der dann die eigentliche, schmal asphaltierte Hauptstrasse
liegt.
Diese ist auf Grund ihrer Enge, Unübersichtlichkeit, Sandverwehungen,
Schotter und dem deutlich höheren Tempo aller Verkehrsteilnehmer nicht
minder gefährlich.
Nach unserem ersten Bad und dem Sonnenuntergang trinken wir noch eine
Cola in der Dry- Bar und fallen gegen Mitternacht todmüde in unser luxuriöses
Doppelbett.
Dienstag:
23.05.00/36. Weltreise-Tag:
Nach langem erholsamem Schlaf sehnen wir uns nach Wasser und Tauchen.
Wir melden uns noch für den Nachmittag zu einem Fun-Dive an.
Zum ersten Mal erleben wir die reibungslos funktionierende Organisation
von Ban’s: Naomi, eine junge Japanerin nimmt unsere Maße und kleidet uns
ein. Wir haben beide langsam aber stetig abgenommen, was uns bei dieser
Gelegenheit erst richtig auffällt.
Dann brauchen wir uns um nichts mehr zu kümmern: Divemaster packen unsere
Ausrüstung (Tarierjacket (BCD), Flossen und Tauchanzug (Wetsuit)) in eine
nummerierte Tasche.
Dann besteigen wir zusammen mit den anderen Tauchern ein Pick- Up
und werden zum 6 km entfernten Pier gefahren.
Über 2 Fischerboote hinwegsteigend gelangen wir auf Ban's riesiges zweigeschossiges
Tauchboot und bekommen auf dem Sonnendeck eine Einweisung in das Schiff.
Etwa 70 (!) Pressluftflaschen befinden sich stets an Bord und werden von
den zwei schiffseigenen Kompressoren direkt nach jedem Tauchgang wieder
gefüllt.
Unsere Lungenautomaten und den Rest unserer Ausrüstung entnehmen wir den
Taschen mit unseren Nummern, die wie von Zauberhand bereits an Bord gelangt
sind.
Unser erstes Tauchziel ist Twin Peaks, Tiefe etwa18 Meter.
In einem kurzen
"Briefing" weist uns Kevin auf die möglichen Highlights dieses
Tauchgangs hin...und wir erfahren, warum diese Tauchstelle den Beinamen
"Trigger-Fish- City" trägt. Drückerfische
gibt es weltweit, vor allem aber im Indischen Ozean - und hier. Häufig
sind
sie Einzelgänger.
Bei einigen Arten sind die Männchen für den Nestbau und die Eipflege zuständig.
Beim Schutz ihres Geleges kennen die bis zu 75cm großen Drückermännchen
keinen Spaß. Manchmal, insbesondere bei weniger guter Sicht, werden
Taucher auch unfreiwillig Ziel ihres scheinbar
aggressiven Verteidigungstriebes.
Pikanterweise
sichert der Drücker nämlich röhrenförmig nach Oben
und wertet abtauchende Diver schon als potentielle Nesträuber,
noch bevor diese ihn in Grundnähe überhaupt erspäht haben.
Kommt man seinem Territorium zu nahe, richtet das Drückermännchen
seinen imposanten Nackenstachel auf, bleckt die wulstigen Lippen und gibt
Blick auf 16 geriffelte Zähne, die mühelos eine Flosse durchbeißen
könnten.
Dann schießt es auf den Eindringling zu, um ihn vom
Nest zu vertreiben.
Die ersten Male dreht es kurz vor Kontakt ab und zieht sich auf Lauerstellung
zurück, ohne den Taucher berührt zu haben.
Für den gibt es jetzt mehrere gute Gründe (Respekt, Umweltschutz,
Verletzungsgefahr), seitlich ausweichend einen großen Bogen um das Gehege
zu schwimmen.
Drückerfische haben es in stark frequentierten Tauchgebieten wie
Koh Tao nicht gerade leicht
mit der Brutpflege und sind dort stets etwas gereizt.
Kevin
aus Südengland ist unser Dive- Master.
Sein Englisch ist für Astrid kaum verständlich, was sie etwas verunsichert.
Kevin bringt ihr nach dem obligatorischen Buddy- Check an Bord den eleganten
„James Bond- Ausstieg“ (Rolle vorwärts) vom Bootsrand aus bei.
Es folgen die sechs PADI- Schritte zum Abtauchen:
Signal Daumen nach unten, kurze Orientierung an der Oberfläche, Mundstück
rein, Blick auf die Uhr, Ablassen der Luft aus dem BCD (Buoyancy Control
Device), Abtauchen unter Ausatmen und Druckausgleich.
Unsere Technik findet sich in keiner Tauchanleitung, - ist aber einfach
so schön, dass Astrid sie an dieser Stelle erwähnen möchte - wir schlingen
schwebend unsere Beine umeinander und sinken gemeinsam im 29 Grad warmen
Wasser nach unten. Die Sicht ist
mit 20m sehr gut, es herrscht kaum Strömung.
Kaum auf Tauchtiefe, erspähen wir bereits den ersten Triggerfisch.
Von weitem betrachtet wirkt er sehr mit seiner Länge von etwa 50cm recht
majestätisch.
Als uns Kevin das Handzeichen für triggerfish gibt, greift ihn dieser
auch schon mit unglaublicher Geschwindigkeit an. Durch Flossenschlag lässt
er sich zunächst vertreiben...doch gerade als wir uns wieder beruhigen,
greift er ein zweites Mal an. Aber auch diesmal schnappt er mit seinem
großen Maul nur ins Leere. Dann verzieht er sich endgültig.
Triggerfische während der Laichzeit sind normalerweise die einzigen
Fische, die einen angreifen, bzw. so vehement ihr Revier verteidigen.
Drückerfische sollen übrigens in allen Tiefen zwischen 5m und
60m vorkommen.
Etwas später erregt Divemaster Kevin wiederum unsere Aufmerksamkeit
. Diesmal durch scheinbar unmotivierte und unkontrollierte Bewegungen.
Was aus Entfernung so aussieht, als kämpfe er gegen unsichtbare Feinde,
entpuppt sich beim näher schwimmen als Abwehrbewegungen gegen kleine,
ca. 6 - 10 cm große gelb-schwarz-blau-gestreifte Cleanerfische.
Sie sind darauf spezialisiert, anderen Fischen symbiotisch Maul und Kiemen
zu reinigen und verwechseln gerade die Hautfetzchen an Kevins infizierten
Mückenstichen mit Speiseresten.
Häufig sieht man im Wasser sogenannte „cleaning stations“ in denen größere
Fische mit weit geöffnetem Maul und breit gefächerten Kiemen bewegungslos
schräg im Wasser schweben, um sich von den Cleanern
reinigen zu lassen. Dabei schwimmen die kleinen Fische scheinbar lebensmüde
bis zu ihrer Schwanzflosse ins Maul des großen, der diesen Dienst dankbar
entgegennimmt und nicht zubeißt.
In unserem zweiten Tauchgang an „White Rock“ (Tiefe 10-20m)
erfährt Astrid ebenfalls Reinigungs- dienste an ihren ehemals von Staphylokokken
heimgesuchten Mückenstichen, derentwegen sie in der vergangenen Woche
Cloxacillin einnehmen musste. Scheinbar fürsorglich, letztendlich jedoch
parasitär reißen die kleinen Fische mit ihren scharfen Zähnen mikroskopisch-
kleine Fleischfetzchen aus den Wundrändern. Sie muss sich schon
beherrschen, um nicht ebenfalls zunächst belustigt, dann aber zunehmend
gereizt um sich zu schlagen.
Während der Tauchgänge der kommenden Tage werden diese Stellen mit Pflastern
bedeckt sein, dann ist hoffentlich Ruh'...
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