Bereits im

Hoheitsgebiet

von
Trinidad und Tobago, aber noch vor Sonnenaufgang
und Erreichen des Drachenschlunds (
dragon's
mouth), empfängt der Wachhabende auf der
Brücke
einen Funkspruch, dass vor dem Hafen von Port Of Spain gerade
eine
Havarie stattfindet
und ein Frachtschiff aus Grenada in Flammen steht.
Sofort wird Rudolph, der Kapitän unseres Kreuzfahrt-Frachters
geweckt; er stürzt auf die Schiffsbrücke.
Wir quälen uns aus dem, was in den letzten drei
Stunden an

Schlaf
möglich war, recken unsere eingesteiften
Glieder und folgen ihm neugierig.
An Tobago sind wir schon vorüber, aber im Dunst der aufgehenden
Sonne können
wir steuerbord (rechts) in der Ferne die hügeligen Konturen
Venezuelas, backbord die Küste
von Trinidad, der größten Insel der
kleinen
Antillen,
erkennen.
Rudolph steuert die INKOGNITO
manuell durch
die enge Monos Passage, eine Abkürzung auf dem Weg nach
Chaguaramas, die für noch größere Schiffe
zu seicht und unpassierbar ist.
Wir fahren an
Chaguaramas
Bay vorbei, wo sich
Trinidads größter
Yachthafen befindet
und eine Schiffswerft neben der anderen liegt.
Mehrere Tausend
private Segelboote und Motoryachten liegen in Chaguaramas
vor Anker. Trinidad gehört zwar zu den Inseln über
dem Wind, liegt

aber
nur am Rand des Hurrikangürtels
und gilt als relativ hurrikan-sicher. Hunderte privater Segelyachten
sind
kürzlich,
von
Hurrikan
Ivan auf Grenada beschädigt, zur Reparatur hierher
gekommen und bescheren nun den billigen Werftarbeitern von
Trinidad
& Tobago über Monate hinweg

Vollbeschäftigung.
Chaguaramas
ist deshalb der
ideale Ausgangspunkt für
Kreuzfahrten
"Globetrotter-Style".
Auch die ZWERWER, das Segelboot mit dem wir die nächsten
12 Wochen
Hand gegen Koje durch die Karibik kreuzen
und 24 karibische Inseln besuchen wollen, liegt im Yachthafen
von Chaguaramas und wartet auf
uns...
Kapitän Rudolph und Maschinist Trevor halten
mit den Feldstechern Ausschau nach dem sinkenden Frachtschiff
- aber
nur eine dünne
Rauchsäule zeugt noch von der Katastrophe, die sich gerade
vor dem Hafen von Port Of Spain abgespielt hat.
Wir sind schockiert,

doch
die Mannschaftsmitglieder verziehen keine Miene:
Das Sinken
altersschwacher Schiffe ist in karibischen
Gewässern häufig der normale Abschluß eines
langen Schifflebens.
Das hatten wir mit der
LADY
GRACE, die einen Tag
nachdem wir von Bord gegangen waren
gesunken ist, ja selbst erlebt.
Und auch

hier,
in der Hafeneinfahrt von Port Of Spain liegen einige größere
Schriffwracks versammelt.
Wir passieren eine der
Petro-Insel Trinidad vorgelagerten
Bohrinseln,
während uns die Schiffscrew mit heißem Tee
und Kaffee versorgt.
Astrid serviert gerade ihr noch
auf Barbados gebackenes Bananenbrot zum Frühstück,
da steuert ein Dinghy auf uns zu und

geht längsseits
zur INKOGNITO.
Die Insassen des kleinen Tenders rufen unserer
Crew einige Worte zu, dann werfen
sie für jeden von uns einen Softdrink an
Bord, drehen ab und nehmen Kurs auf das nächste Frachtschiff.
"Das ist aber eine nette Begrüßungszeremonie, hier in Trinidad
& Tobago" 
wundert sich Astrid, als Trevor ihr die
gerade aufgefangene Cola weiterreicht.
Ihre Bemerkung erntet schallendes Gelächter,
dann klärt Trevor uns auf: "Das waren die 'Plünderer'
des gerade gesunkenen Cargo-Schiffes, die mit ihrem Beiboot
die
Unfallstelle umkreist
und das aufgefischt haben, was von dem gerade gesunkenen
Frachter wieder
an die Oberfläche gepoppt ist.
Es wird nach altem Brauch
an die (noch) überlebenden

Schiffe verteilt.
Wir betrachten die nahende
Skyline von Port
Of Spain.
Ihre charakteristischen Zwillings-Türme erinnern entfernt
an die Petronas-Türme in Kuala
Lumpur. Ob die Türme auch in Trinidad Sitz von Ölmagnaten
sei, will Astrid wissen.
"Nein, das ist das
Finanzzentrum Trinidads -
und der offizielle Sitz des
Premierministers", erläutert Snoopy, der auf
Trinidad wohnt.
(Für Individual-Touristen ist es außerdem Landmarke für den
Abfahrtsort der 5 US$- billgen Fähren nach Tobago, wie Du
auf dem Foto erkennen kannst.)
Auf der nächsten Seite gibt uns Snoopy eine
"Gebrauchsanweisung"
für seine Heimatinsel Trinidad