Auf
Foiata eingelebt fühlt sich, wer seinen Lieblingsstuhl gefunden
hat:
Nachdem die ersten Plastikstühle ausblichen und spröde
zerbrachen, hat Feleti kurzerhand sämtliche Sitzgelegenheiten
seiner Südseeinsel aus Stämmen und Ästen selbst gezimmert
und so für jede Backenform einen passenden Thron
geschaffen.
Ma’atas Familienclan nähte daraufhin naturfarbene Kissen
für die knorrigen Individualisten.
Sie polstern Urlaubern letzte Unebenheiten zwischen Anatomie und
Astwuchs aus.
Für Gäste ist das Einleben auf Foiata also keine besondere
Leistung - besonders, wenn
sie sich mit gutem Essen sowie Südseeklischees wie warmem Wasser,
Sonne und Sandstrand abfinden können.
Derzeit ist das Resort jedoch
gast- und überwiegend stromlos geschlossen.
Verständlicherweise will Feleti nur für den Betrieb
eines Notebooks keinen Sprit verheizen.
Virtuell auf Zwangspause, fordert nun die nicht-virtuelle Südseerealität
der Ferienanlage – besonders nach einem Sturm wie Waka -
mannigfaltig Aufmerksamkeit:
Ob
das Telefon instand gesetzt oder seine verdrehte Antenne gerichtet,
der Generator gewartet oder das Leitungsnetz geflickt, Dächer
gedichtet oder Markisen befestigt, Blumen gepfanzt oder die Sockel
der Meerwasserpumpe neu betoniert werden müssen – allein
die Wartung des Inselresorts hält einen stets und vielfältigst
auf Trab.
Minderwertigen Materialien kann man in der salzgeschwängerten Tropenfeuchte
beim Verrotten zusehen - diesem ca. 6 Monate alten Batterieladegerät ebenfalls.
Manchmal wird der im Detail steckende Wurm auch schlicht übersehen:
Wer erwägt schon, dass die Meerwasserentsalzungsanlage nur deshalb standhaft
streikt,
weil sie
mit
der
Schwingungsfrequenz
von 50 Hertz nicht
klar kommt? ...
Inzwischen wirft der Einsatz von Bohrer und Kreissäge
manchmal auch tagsüber Strom für's
Notebook ab.
Der kleine praktische Benzingenerator ist zwar super leise, aber ziemlich durstig:
Er versäuft einen ganzen Kanister pro Elektro-Tag.
Das großzügig dimensionierte
und doppelt abgesicherte Insel- Kraftwerk würde nur ein Fünftel davon
verdieseln, aber - Spatzen mit Kanonen - ein Zigfaches der erforderlichen Strommenge
produzieren.
Der schwache Backup- Benziner hingegen geht beim Anlaufen der Säge so stark
in die Knie, dass unser
Rechner automatisch kurz auf Batteriebetrieb schaltet. Beim Ausschalten der Säge
wogt dafür eine satte Spannungspitze über das Resort.
Das Netzgerät des Laptops ist nominell für Spannungen von 100 - 240V
ausgelegt. Dank
der Kreissäge hat sich wiederum bestätigt, dass es - trotz Hitze -
glücklicherweise auch extremere Werte klaglos wegsteckt.
Sehr störend wirkt sich mittlerweile allerdings die Altersschwäche
des Li-Ionen Akkus aus:
Sind bei Stromausfall noch viele Programme zu schließen, verabschiedet
er sich, noch bevor sich Windows (98) ordnungsgemäß herunter fahren
kann.
SCANDISC, manchmal mehrmals täglich, ist die regelmäßige Folge.
Obwohl es hier weit und breit keine Autos gibt, wäre die Mitnahme eines
12V- Autoadapters für das Notebook eine gute Idee gewesen!
(Weitere Tipps bzgl. Notebooks auf Reisen hier im
Weltreiseforum)
Für gröbere Arbeiten
kommen zwei in
jahrelangem Selektionsprozess gefundene Tonganer von der Nachbarinsel
Hunga herüber.
Manchmal können sie Feleti an den Rand der Verzweiflung bringen, obwohl
sie für ihn in puncto Zuverlässigkeit (sie kommen auch nach Zahltag
arbeiten), Ausdauer (sie schlafen nicht unter'm Busch, sobald er ihnen den
Rücken kehrt) und Ehrlichkeit (Ausleihen schließt Zurückbringen
nicht aus) die Krönung der lokalen Auswahl darstellen.
Gestern, die Beiden waren gerade
mit Ausschachtarbeiten beschäftigt, wunderte sich Feleti über ein
kurzes Ausschlagen des Stromgenerators.
Bei nächster Gelegenheit darüber befragt, gaben beide nur das hier
typische Hochziehen der Augenbrauen zur Antwort.
Bis zum Sonnenuntergang (nicht direkt ins Meer, aber oft prachtvoll) war die
Welt noch in Ordnung.
Dann betätigte Feleti den Lichtschalter des Restaurants - aber alles blieb
dunkel. Schlagartig wurde ihm klar, dass sein Abendprogramm anders verlaufen
würde als geplant.
Was war geschehen, warum blieb das gesamte Restaurant stromlos? Im Laufschritt
keuchte er den Berg hinauf, um im Schein seiner
Taschenlampe die Sicherungen zu prüfen - Intakt.
Also zurück zum Generator - vielleicht hatten sich ja die Kabel gelöst?
- Fehlanzeige.
Anderthalb Stunden untersuchten wir gemeinsam den Kabelverlauf vom Generator
zum Restaurant. Anfangs mit zwei, später mit einer (unserer) Taschenlampe.
(Übrigens ein nettes Mitbringsel, falls
es Dich mal nach Foiata verschlagen sollte.)
Das Ende vom Lied: Beim
Hacken hatten die Tonganer das unterirdisch stromführende Kabel zum Resaurant
sauber gekappt - mussten dies auch bemerkt haben.
Obwohl es wenig Phantasie bedarf, sich die mühsame und langwierige Fehlersuche
vorzustellen (das Kabel selbst ist schnell repariert), hatten sie Feleti ihr
Missgeschick - selbst auf Nachfrage - verschwiegen.
Luise
liebte es, in Erwartung des Abendbrotes lesend im Restaurant zu sitzen.
Sie litt sehr glaubwürdig, als es nun duster blieb und sich dann
auch noch das Dinner verschob. Als sie schon von weitem den Grund dafür
erfuhr, empörte sie sich über die ihr offensichtlich vorliegende
Heimtücke oder Boshaftigkeit. Oder glaube etwa jemand ernsthaft,
diese ungeschlachten Ex-Wilden hätten aus Angst vor Blamage nichts
gesagt?!
Wahrscheinlich
nichts von alledem.
Tonganische Verhaltensweisen scheinen uns oft vielschichtig von einem Sitten-
und Sippengeflecht, traditionell- hierarchischen Werten, mystisch- religiös
und abergläubisch verbrämten Vorstellungen,
manchmal aber auch nur von Gleichgültigkeit durchdrungen zu sein.
Kaum ein Palangi ohne tonganische Familie vermag tonganische Ausdrücke
wie "Faka 'apa 'apa", "Fatongia", "''Ofa" oder " Mana" in
all ihren Nuancen und Konsequenzen zu verstehen...
Kurzum, ohne lokale Hilfe und einheimischen Familienhintergrund wären
Bau und Unterhalt eines Resorts wie das Blue Lagoon auf Tonga kaum realisierbar.
Das fängt bei der Pachtprozedur an und setzt sich alltäglich wegen
der tonganischen Versorgungs- und Kommunikationslage sowie vieler anderer Eigenarten
tonganischen Lifestyles fort.
Mehr zum Thema "Bau
und Betrieb einer Ferienanlage auf Tonga" kannst Du im anekdotenreichen
Buch von Dieter Dyck ( vgl. Buchtipps
Tonga) lesen.
Verschwitzt, unrasiert und in knappe Arbeitslumpen gehüllt freuen wir
uns nach dem Tagwerk auf das abendliche, kurz vor Sonnenuntergang zelebrierte
Südseebad und die Wasserschlachten mit den Kindern von Feleti und Ma'ata.
Danach treffen wir uns sehr zwanglos und halbnackt zum Abendessen in Feletis
Inselrestaurant. Auf den Nachbartischen liegen verstreut gestapelt noch die
Werkzeuge - parat für den nächsten Tag.
Der ultimative Fußsohlentest
Während die Westseite von Foiata ihre Gäste gezeitenunabhängig
mit einem himmlischen, flach abfallenden Sandstrand verwöhnt, ist
die schroffe, steil ansteigende Ostseite Foiatas mit Korallen übersät.
Weil uns der Gezeitenturnus gerade eine nachmittagliche Ebbe beschert, wollen
wir heute die rauhe Ostseite der Insel erkunden. (Weltweites
Gezeitenprogramm kostenlos über
unsere Reiselinks)
Allerdings hatte MArtin vor drei Wochen seine
einzigen Schlappen auf
dem schmucken Sportfischerboot von Ika
Lahi vergessen, als ihn Davis liebenswürdigerweise von einem "Landausflug" in
Neiafu zurück nach Foiata brachte.
Seither hatte auch Astrid solidarisch auf das Tragen von Schuhen verzichtet.
Mehrfach schon hatten wir die Mühelosigkeit bewundert,
mit der barfüßige Tonganer über Felsen und Korallen rennen
können, während schneckenlangsam staksende Palangis sich regelmäßig
bei ihren ersten Schritten die Fußsohlen blutig
schneiden.
In den letzten Monaten haben wir uns bereits im barfuss Laufen trainiert und
mit Freude bemerkt, dass unsere Füße mit der Zeit noch breiter,
ihre Sohlen lederner und hornhautfrei wurden.
Vorgestern hatten wir barfüßig den Busch der gegenüber liegenden
Insel durchquert und waren stolz heilen Barfußes zurückgekehrt.
Jetzt steht unseren unbeschuhten Fußsohlen der ultimative Härtetest
bevor, weil sie es auf den teils glitschigen Korallen auch mit rasiermesserscharfen
Kanten kleiner Muscheln und allerlei Stachelgetier aufnehmen müssen.
Sehr lang- und behutsam waten wir los.
Bizarr scharfkantige Korallenformationen winden sich labyrinthartig direkt
unter der Wasseroberfläche, bilden kleine zackig ausgefranste
Tümpel, Tunnel und Kavernen.
Überall schwimmt, krabbelt, windet und krebst es.
Sofort nimmt uns die unglaubliche Artenvielfalt gefangen, die wir selbst noch
in den kleinsten Pfützen beobachten können...
... wer hier mit Schlappen läuft, trägt tatsächlich schrittweise
zur Zerstörung eines ganzen Biotopes bei!
Bald zwingt zwingt uns die nahende Flut auf den Rückweg.
Die Fotos unserer noch aufgeweichten Füße zeigen zwar deutliche
Spuren, aber kein Schnitt ist "durchgegangen".
Der Saisonstart
Allmählich und vom VHF angekündigt trudeln
die ersten Segler der Saison zum Strandtrödeln und
Essen auf Foiata ein.
Vom Balkon aus sehen wir Weltumseglerboote und Moorings-
Yachten in der Bucht ankern.
Immer häufiger klingelt auch das Telefon wegen Zimmerbestellungen. Bereits
kurz nach Wiedereröffnung des Resorts wird die momentane Übernachtungskapazität
von Blue Lagoon ausgebucht sein.
Das Ende unseres Foiataaufenthaltes naht in schnellen Schritten.
Eigentlich wollten wir Feleti hier noch gerne eine website basteln, dafür
bräuchte es aber noch viele viele Stromstunden...
Der Inselalltag dynamisiert nun merklich. 
Jetzt ist die Küche aufgeräumt und das Restaurant blank gefegt.
Liebevoll sind die Tische gedeckt und hochglanzpoliertes Silberbesteck wartet
akribisch ausgerichtet darauf, Feletis kulinarische Kreationen in
die hungrigen Münder der Südseeurlauber zu befördern.
Auch Feleti selbst scheint für die Zeit "seines Auftritts" wie
verwandelt:
Mit ärmelloser Jeans- Joppe, das wirre rote Haar parallelsträhnig
geharkt und den Rauschebart glatt gestrichen, ist Friedel nun ganz Dienstleister
und bereit, sich äußerlich und innerlich den Erwartungen
seiner Kunden gemäß zu präsentieren.
Natürlich in Grenzen, denn er ist ja Feleti - und weithin als Unikum bekannt:
Als polternder Südseeaussteiger mit bewegter Vita, bester und einziger
gelernter Koch Tongas, stets liebevoller Familienvater und lautes, nicht immer
wahrheitsliebendes Organ eines nie versiegenden Quells unzähliger Südseeanekdoten...
Nun das Schmankerl:
Uns gegenüber hat Feleti ein Herz für Weltreisende
bewiesen und den Lesern von worldtrip.de einen Preisnachlass von
5% zugesagt!
Mehr Fotos und Details über
das Blue
Lagoon Resort auf Foiata, incl. Preise und Anfahrtsskizze
findest Du auf den Seiten, die wir während unseres Zwischenstopps
in Deutschland komplettiert haben.
Wenige Tage später kehren wir
zurück nach Neiafu.
Dort werden wir die Urlaubsvertretung
des einzigen niedergelassenen Arztes von Vava'u übernehmen
und eine traurige Nachricht erhalten... |