Tonga: Alex und Joseph
sind an Silvester auf Urlaub im Popao Village, Vaka'eitu, Vava'u
Alle hier gezeigten Luftaufnahmen
sind Detailausschnitte der von der RNZAF aufgenommenen und unter http://www.pnn.org.nz/
veröffentlichten Luftbilder von Vava’u vom 02.01.02.
Obwohl
an Silvester vom Radio stündlich vorgewarnt, sind Alex und Joseph doch
von der
Heftigkeit des nahenden Sturms Waka überrascht worden.
Wer aus Mitteleuropa kann sich auch eine Windgeschwindigkeit um 250 km/h
vorstellen?
Das ist etwa so, als düse man auf dem Dach eines mit Vollgas fahrenden
Porsche Carrera stehend durch einen Wald.
Nur viel lauter.
Allein das Dröhnen des Windes sei kaum aushaltbar und elementar furchteinflößend
gewesen.
Solange der Generator noch funktionierte, hatten sie wenigstens
noch Licht. Aber dann knipste Waka das Licht aus und sie versanken völlig
verunsichert in
eine tosende pechschwarze Nacht.
Bereits 3 Stunden zuvor hatten beide geglaubt, schlimmer könne es nicht
mehr werden, noch stärkeren Wind könne es einfach nicht mehr geben. Aber
seither hatte die Stärke der Windböen kontinuierlich zugenommen.
Dann war ihnen alles, was aus
natürlichem Baumaterial bestanden habe, in Einzelteile zerfetzt um die
Ohren geflogen, sodass sie sich schnell in ihrer Hütte verkrochen haben.
Dort haben sie sich in ihrem aus einer Kühltruhe und Tischen improvisierten
Bunker eng aneinander gekauert, bei den Händen gehalten und gehofft, das
Dach möge halten.
Draußen flogen Kokosnüsse wie Kanonenkugeln durch die Luft.
Alex schrie vor Schreck laut auf, als Waka eine der kopfgroßen Nüsse krachend
gegen die hölzerne Hauswand schmetterte. Fußballgroße Brotfrüchte klatschten
von hohen
Bäumen auf den
Boden und zerplatzten mit explosionsartigem Knall.
Waka zerstäubte die Kronen der aufgepeitschten Wellen und versprühte sie
meilenweit als feinste Gischttröpfchen über die gesamte Insel. Wie unter
einem gigantischen Hochdruckstrahler sei alles völlig durchnässt und dampfgestrahlt
worden.
Der Zyklon zergelte an den Bäumen bis sie entweder umknickten, entwurzelt
umfielen oder sämtliche Blätter wegflogen und vom Baum nur das blattlose
Gerippe stehen blieb.
Und dann war plötzlich Stille.
Kein Blatt regte sich, kein Vogel sang, kein Hahn krähte und kein Hund
bellte.
Totenstille.
Als sie sich aus dem Haus wagten, sahen sie über sich das sternenklare
Firmament einer Fast- Vollmond- Nacht.
Aber das Romantische fehlte und der silbrige Mond tauchte eine verwüstete
Insel in gespenstisches Licht und bizarre Schatten.
Im Lichtkegel der Taschenlampe über Baumstämme, Bretter, Schutt und Schrott
kraxelnd, verirrten sie sich auf dem ehemals geebneten Weg zur
Küche.
Aber auch vom Küchengebäude stand nur noch das gemauerte Fundament.
Die Wände waren fort geblasen, das Dach baumelte 20m weiter auf einem
massiven Brotfruchtbaum.
Eine halbe Stunde irrten sie über die wie durch einen Häcksler gedreht
wirkende Insel und versuchten, sich neu zu orientieren.
Gerade als die Batterien ihrer Taschenlampe schwach wurden,
hörten sie in der Ferne schnell nahendes
Sturmbrausen:
Waka kam zurück!.
Hals über Kopf, die letzten Meter im Dunkeln, stolperten sie zurück zu
ihrer Hütte.
Aber Zyklon Waka holte sie ein. Diesmal brauchte er nicht Stunden, sondern
nur Minuten, um von Totenstille auf über 300 km/h zu beschleunigen.
Aber der Sturm pfiff jetzt in die entgegengesetzte Richtung!
Nun packte Waka alles, was vorher im Windschatten gelegen hatte. Äste
und Kokosnüsse kamen ihnen entgegen geflogen, um sie herum platschten
Brotfrüchte groß wie Wassermelonen auf den Boden.
Wenn sie getroffen
würden,
wäre es ihr sicheres Ende.
Beim Öffnen ihrer Hütte riss Waka die Tür aus Josephs Hand und fast aus
den Angeln. Nur mit Mühe schafften es beide zusammen, die Tür wieder zu
schließen.
Drinnen konnten sie sich wenigstens schreiend verständigen.
„Die Windpause war das Auge des Zyklons“ brüllte Joseph Alex ins
Ohr.
Da gab die Taschenlampe endgültig den Geist auf
(offensichtlich
keine Coollight
).
Bis zum Morgengrauen in 4 Stunden würden sie von tiefer Finsternis, tonnenweisem
Sprühregen und unheimlichen Geräuschen umgeben sein.
Als es gar zu arg wurde, leerten sie hastig und in Todesangst die halb
angetauten Fische und das Sipi (auf Tonga allgegenwärtige Leiterrippchen
vom Lamm) aus der Tiefkühltruhe, zwängten sich
selbst hinein und versuchten, den Deckel so gut wie möglich von innen
zu schließen.
Das war ihre Rettung ...
Obwohl beide es eilig
haben, in drei Stunden. ihren Flieger nach Hause zu nehmen, sind sie
noch von dieser Erinnerung gefangen und bekommen beim Erzählen einen
trockenen Mund. „Die Silvesternacht habe ich in einem Schockzustand überlebt“ erklärt
Josef und seine Hand zittert leicht.
"Vielleicht
kannst Du ja mal ein paar Fotos einscannen und uns schicken?", hatten
wir Joseph hier gefragt.
Er hat tatsächlich reagiert und uns eine Reihe eindrücklicher Bilder
zugeschickt.
Auf der nächsten Seite kannst Du sie, zusammen mit seinem Silvestereintrag
ins Gästebuch des Popao
Village Resorts betrachten.
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